Rede · Jette Waldinger-Thiering · 23.09.2021 Perspektiven für die Landwirtschaft schaffen

„Als SSW wollen wir in 2040 eine Landwirtschaft, die bäuerlich geprägt ist, die ressourcenschonend und nachhaltig arbeitet. Die die Aspekte des Tierwohls, der Biodiversität, des Gewässer- und Bodenschutzes stärker berücksichtigt. Die es mit den Herausforderungen des Klimawandels und der Wetterextreme aufnehmen kann… Aber unsere Gesellschaft muss der Landwirtschaft auch entgegenkommen, für lau ist es nicht umsetzbar.“

Jette Waldinger-Thiering zu TOP 21 + 28 - Bericht über die Ergebnisse des Dialogprozesses „Zukunft der Landwirtschaft“ mit Antrag zu gesunden Haus- und Nutztieren (Drs. 19/3272 + Drs. 19/3282)

Die Landwirtschaft steht unter einem massiven Druck, wie kaum ein anderer Wirtschaftszweig. Seit Jahrzehnten ist ein Strukturwandel zu verzeichnen und das Sterben der Höfe greift um sich. Wer nicht wachsen will, der muss weichen. Dieses Damoklesschwert schwebt über allem. 
Zudem kommt der politische und gesellschaftliche Druck nach Veränderung in der landwirtschaftlichen Produktion. Es soll mehr Tierwohl geben und die Umweltbelastungen aus Dünge- und Pflanzenschutzmitteln sollen reduziert werden. Die Preise für landwirtschaftliche Produkte spiegeln sich aber nicht wider. Dieser Druck gipfelte in den bundesweiten Protesten und Aktionen der Landwirte. Es war ein Weckruf an die Politik und die Gesellschaft, dass etwas geschehen muss. Es sollte nicht länger nur über die Landwirtschaft gesprochen werden, es solle mit der Landwirtschaft gesprochen werden. Das war der Beginn des Dialogprozesses. 
Nach zweieinhalb Jahren Dialog liegen nun die Ergebnisse vor. 24 Thesen sind es geworden, die erarbeitet wurden von Akteuren aus der Landwirtschaft, dem Naturschutz und der Forschung. Ich möchte mich an dieser Stelle für die Initiative zum Dialogprozess und bei allen Beteiligten für ihren Einsatz bedanken. In konstruktiven Prozessen wurden diese Thesen erarbeitet. Und ich glaube, es war für alle Seiten hilf- und lehrreich, denn der Dialog hat allen Akteuren die Augen geöffnet für die Wünsche, Forderungen oder Zwänge der jeweils anderen. Jedoch ohne das Ziel aus den Augen zu verlieren, wie die Landwirtschaft gemeinsam bis 2040 weiterentwickelt werden soll. 
Wie kann die Landwirtschaft die Herausforderungen meistern und zugleich den Einfluss des Klimawandels oder die Biodiversitätskrise bewältigen. 
Ich kann mir gut vorstellen, dass der Beginn des Dialogprozesses durchaus schwierig war und die Akteure sich unterschiedlich offen und gesprächsbereit gegenüberstanden. Letztendlich hat alle der Wunsch nach Lösungen geeint und aber auch das Wissen, dass es ohne den jeweils anderen nicht geht. 
Es wurden Problemfelder herausgearbeitet und in Werkstattgesprächen bearbeitet. 
Die Spanne der Themenfelder ist umfangreich: 
-    Klima – Klimawandel – Klimaanpassung, 
-    Wertschöpfung und Wertschätzung, 
-    Tierwohl, 
-    Biodiversität, 
-    Gewässer- und Bodenschutz und 
-    Landwirtschaft und Gesellschaft.
Es wurde geworben und gerungen, aber letztendlich wurden aus diesen Problemfeldern die gemeinsamen Ziele für eine Landwirtschaft zum Jahr 2040 formuliert. Und das ist gut so, denn es lohnt sich, gemeinsam dafür zu kämpfen.
Das eine sind die Thesen, die gut und richtig sind. Aber der Dialogprozess darf damit nicht zu Ende sein. Er muss fortgeführt werden. Und vor allem muss das geschnürte Paket jetzt mit Leben gefüllt werden. Soll heißen, jetzt müssen die Thesen in die Tat umgesetzt werden. Der neue EU-Agrarrahmen bietet aus Sicht des SSW hier durchaus die Möglichkeit, die Zielsetzungen entsprechend mit finanziellen Mitteln im Landeshaushalt zu unterfüttern. 
Die Selbstverpflichtung mehr zu tun ist keine Einbahnstraße. Adressat ist in erster Linie die Landwirtschaft, das stimmt. Aber allen Prozessbeteiligten dürfte klar geworden sein, dass dazu eben auch die Existenzsicherung der Landwirtschaft notwendig ist. Mit anderen Worten, der Dialogprozess war der erste Schritt. Jetzt gilt es die Zielsetzungen so mit Leben zu füllen, dass alle Beteiligten sich wiederfinden. 
Als SSW wollen wir in 2040 eine Landwirtschaft, die bäuerlich geprägt ist, die ressourcenschonend und nachhaltig arbeitet. Die die Aspekte des Tierwohls, der Biodiversität, des Gewässer- und Bodenschutzes stärker berücksichtigt. Die es mit den Herausforderungen des Klimawandels und der Wetterextreme aufnehmen kann. Was sich anhört wie „Wünsch dir was“, ist eine Notwendigkeit, wenn wir wollen, dass die heimische Landwirtschaft auch in 2040 ein wichtiger Teil unserer Gesellschaft bleiben soll. Aber unsere Gesellschaft muss der Landwirtschaft auch entgegenkommen, für lau ist es nicht umsetzbar. Das haben die Beteiligten des Dialogprozesses verinnerlicht, jetzt bedarf es der Umsetzung.

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