Rede · Jette Waldinger-Thiering · 28.10.2020 Grüne Wasserstofftechnologie ist die größte wirtschaftliche Chance seit der Windkraft
Die Kombination mit der Windenergie ist ein Standortfaktor, den wir nutzen müssen. Der Ausbau der Wasserstofftechnologie schafft Wertschöpfung und Arbeitsplätze bei uns im Land.
Rede zu Protokoll gegeben - TOP 62 - Wasserstoffstrategie des Landes Schleswig-Holstein – Wasserstoffstrategie.SH (Drs. 19/2484)
Der Bericht macht deutlich, dass die grüne Wasserstofftechnologie ein wertvoller Bestandteil der Energiewende ist. Wir kommen um die Nutzung von Wasserstoff nicht umhin. Die Möglichkeiten, dieser Technologieform sind umfangreich und in den verschiedensten Teilen nutzbar. Es geht vom Fahrzeugantrieb über Stromspeicher bis hin zur Wärmenutzung. Es steckt also großes Potential in der Wasserstofftechnologie, das nur abgerufen werden muss.
Bevor es aber soweit ist, gibt einen Berg an Hausaufgaben, die gemacht werden müssen. Der Bericht zeigt auf, was alles zu tun ist, bevor Wasserstoff zu einer tragenden Säule der Energiewende werden kann. Und da sind wir als Politik auf verschiedenen Ebenen gefordert.
Wir wissen, dass die Produktion von Wasserstoff immer noch extrem Energieaufwendig ist, so dass die Produktion derzeit nicht im Verhältnis zum Nutzen steht. Das heißt, der Bereich Forschung und Nutzung muss weiter verstärkt und ausgebaut werden. Die Kosteneffizienz muss deutlich verbessert werden, um grünen Wasserstoff wettbewerbsfähig zu machen. Daher ist der Ansatz richtig, die Kompetenzen unserer Hochschulen, Forschungsinstitute sowie Unternehmen in diesem Bereich auszubauen und sie zu unterstützen. Die Verknüpfung von Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft halten wir für unabdingbar.
Wir als SSW sehen in der grünen Wasserstofftechnologie ebenso eine wirtschaftliche Chance für unser Land, wie es die Windenergie ist. Die Kombination mit der Windenergie ist ein Standortfaktor, den wir nutzen müssen. Der Ausbau der Wasserstofftechnologie schafft Wertschöpfung und Arbeitsplätze bei uns im Land. Aber das geschieht nicht von allein und dafür muss etwas getan werden. Die Hürden und Hindernisse müssen aus dem Weg geräumt werden.
Grüner Strom ist im Vergleich zu fossilen Energieträgern immer noch zu teuer und macht den Nutzen unrentabel. Das bedeutet, der grüne Strom muss günstiger werden. Dafür müssen die Lasten der staatlichen Abgaben auf Strom aus erneuerbaren Energien deutlich verringert werden, nur so können wir die Produktion von grünem Wasserstoff attraktiver machen.
Gleichwohl weist der Bericht darauf hin, dass davon auszugehen ist, dass ein niedrigerer Strompreis die Nachfrage nach Wasserstoff sinken lässt. Das darf nicht geschehen, denn es würde die Wasserstoffstrategie konterkarieren. Daher ist es wichtig, dass die Nachfrage nach Wasserstoff forciert wird. Hier muss die Landesregierung ihre Gespräche mit der Wirtschaft und Industrie fortsetzen und Wasserstoff nachfragende Unternehmen bei der Ansiedlung unterstützen. Es ist wichtig und richtig, auch die Ansiedlung großer und kleinere Wasserstofferzeuger im Land voran zu bringen. Die Antrags- und Genehmigungsverfahren solcher Anlagen unterliegen hohen Sicherheitsstandards. Das ist gut und richtig, jedoch ist die Frage, inwieweit sich bei kleineren Anlagen die Genehmigungsverfahren vereinfachen lassen, in Bezug auf die erforderliche Öffentlichkeitsbeteiligung. Wir wissen, dass es Überlegungen gibt, Helgoland in den Focus zu setzen für die Produktion von Wasserstoff.
Die Betreiber versprechen sich für Helgoland einen wirtschaftlichen Schub, wie bei der Offshore-Windenergie. Zum einen soll die Insel dabei als Anlande- und Umschlagplatz für Wasserstoff dienen und darüber hinaus soll eine Anlage für die Produktion von Wasserstoff errichtet werden. Helgoland könnte damit bis 2025 emissionfrei werden und wichtiger Dreh- und Angelpunkt für die Produktion und Lieferung von Wasserstoff werden. Zugegeben, das ganze klingt innovativ und vielversprechend. Was sich für Helgoland wie eine Win-Win-Situation liest, ist auf der Insel aber nicht unumstritten.
Vor dem Hintergrund, dass das hochexplosive Material auf Helgoland transportfähig gemacht werden soll, herrscht auch eine gewisse Skepsis gegenüber dem Projekt. Von daher kann ich nur empfehlen: informiert die Bevölkerung und bindet sie stärker ein ins Projektvorhaben. Wenn die Insulaner nicht hinter dem Projekt stehen, dann ist es zum Scheitern verurteilt.
Leider fehlt jetzt die Zeit auf andere Aspekte des Berichts einzugehen, aber hier setze ich auf ausführliche Beratungen im Ausschuss, denn das Thema ist zu wichtig und es gibt genug Fragen, die noch zu klären sind.