Rede · Christian Dirschauer · 15.06.2023 Fischerei gehört aufs Meer und nicht ins Museum!
„Als SSW wollen wir, dass die Küstenfischerei auch noch im Jahr 2040 ein Teil der maritimen Wirtschaft bei uns im Land ist. Und ein lebendiger Teil unseres kulturellen, maritimen Erbes.“
Christian Dirschauer zu TOP 11 - Start eines Dialogprozesses „Zukunft der Küstenfischerei“ (Drs. 20/910)
Der Dialogprozess zur „Zukunft der Landwirtschaft“ hat nochmal deutlich gemacht, unter welchem Druck unsere Landwirtschaft steht. Strukturwandel, Höfesterben, die politischen und gesellschaftlichen Forderungen nach Veränderungen und auf der andren Seite ein Einkommen das die Arbeit oftmals nicht würdigt. Unter diesen Vorzeichen wurde der Dialogprozess seinerzeit in Gang gesetzt. Zweieinhalb Jahre haben Beteiligte aus der Landwirtschaft, dem Naturschutz und der Forschung miteinander gerungen und diskutiert. Herausgearbeitet wurden 24 Thesen, und der Wille, unsere Landwirtschaft gemeinsam weiterzuentwickeln, damit sie auch noch im Jahr 2040 existieren kann und weiterhin ein wichtiger Teil im ländlichen Raum bleibt.
Einen solchen Prozess fordern SPD und SSW nun auch für die Küstenfischerei. Denn auch wir sehen, dass unsere Fischerinnen und Fischer vor ähnlichen Herausforderungen stehen. Als SSW wollen wir, dass die Küstenfischerei auch noch im Jahr 2040 ein Teil der maritimen Wirtschaft bei uns im Land ist. Und ein lebendiger Teil unseres kulturellen, maritimen Erbes. Und daher bitten wir um Zustimmung zu vorliegendem Antrag, damit sich Akteure aus den relevanten Bereichen an einen Tisch setzen und konstruktiv an der Erarbeitung von Thesen und Zielen mitarbeiten.
Die Herausforderungen für die Fischerei sind ähnlich gelagert wie in der Landwirtschaft. Und ich bin zuversichtlich, dass es auch in einem ähnlichen Format wie bei der Landwirtschaft gelingen kann, diese Ziele und Lösungen gemeinsam zu erarbeiten.
Für uns als SSW ist das Ziel klar, wir wollen die aktive handwerkliche Küstenfischerei bei uns in Schleswig-Holstein erhalten.
Die Probleme, vor denen die Küstenfischerei steht, sind durchaus vielfältig. Unsere Gewässer und Meere sind belastet von zu hohen Nährstoffeinträgen, verdreckt mit Plastikmüll oder mit Munitionsaltlasten. Auch der Klimawandel hinterlässt seine Spuren. Die Zeiträume des Sauerstoffmangels und die Erwärmung der oberflächennahen Wasserschichten in der westlichen Ostsee halten immer länger an, so dass die Fische dort extremen Umweltsituationen ausgesetzt sind. Bestimmte Fischarten sind zum Teil so stark von der EU quotiert und die Fangmengen limitiert, dass die Einnahmeverluste kaum auszugleichen sind.
An dieser Stelle will ich auch die Problematik mit dem Kormoran ansprechen, denn die Populationen steigen stetig an, so dass dringend eine Lösung für das Problem gefunden werden muss. Ja, das sind dicke Bretter, aber daher ist es umso richtiger, dass hier jetzt breit angelegte Untersuchungen gestartet werden, die darüber Aufschluss geben, wie sich die zahlreichen Kormorane auf die Dorsch-Populationen in der westlichen Ostsee auswirken. Beim „Aalutsetten in de Flensburger För“ hat Minister Schwarz jüngst angekündigt, dass das Land die Untersuchung finanziell unterstützt. Wir begrüßen, dass das Projekt nicht nur mit Mecklenburg-Vorpommern, sondern auch mit Dänemark durchgeführt wird, denn für Kormorane gibt keine Grenze. Und ich weiß, dass das Problem mit den Kormoranen nördlich der Grenze genauso gesehen wird, wie bei unseren Fischern. Daher sollten wir dieses Thema auch nochmal gesondert im Ausschuss aufnehmen.
Auch die Fischer haben in der Corona-Zeit finanziell sehr unter dem Lockdown gelitten. In der Zeit als die Restaurants geschlossen waren, hatten sie keine Abnehmer für ihre Ware. Auch wenn dies mittlerweile vorüber ist, so sind die Ausläufer des Lockdowns noch spürbar.
Was derzeit bei den Fischern extrem ins Kontor schlägt, sind die gestiegenen Energiekosten. Demnach gehen rund 60 bis 80 % der Fangerlöse allein für Treibstoff drauf. Daher begrüßen wir, dass Berlin dieses Thema erkannt hat und Bundeshilfen von bis zu 35 Tsd. Euro je Betrieb in Aussicht stellt.
Die Fischer haben in den letzten Jahren immer wieder bewiesen, dass sie beim Schutz der Schweinswale und der Tauchenten bereit sind, zusammen mit der Forschung gemeinsame Lösungen zu erarbeiten und auszuprobieren. Das ist durchaus anerkennungswürdig.
Wenn wir über weitere Schutzgebietsausweisungen diskutieren, dann dürfen wir unsere traditionelle Küstenfischerei nicht außer Acht lassen.
Für uns als SSW ist klar, auch in 2040 wollen wir die traditionelle handwerkliche Küstenfischerei entlang der Ostsee, auch weil sie Teil unseres maritimen kulturellen Erbes ist.
Fischerei gehört aufs Meer und nicht ins Museum!