Speech · Lars Harms · 25.08.2021 SSW wirkt: Die Schulen der Minderheit sind nun doch Teil der Impfangebote des Landes

„Wir können die Kinder nicht für impfunwillige Erwachsene bestrafen!“

Lars Harms zu TOP 17+22+27+36 - Infektionsschutzmaßnahmen, Impfkampagnen, Gesundheit und Wege zu mehr Normalität an Schulen (Drs. 19/3154, 19/3190, 19/3208 und 19/3217)
    
Seit etwa einem Monat gehen unsere Schülerinnen und Schüler nach den Sommerferien nun wieder in die Schule. Einigen wird das nicht leichtgefallen sein, andere wiederum werden sich gefreut haben. Unterricht in voller Präsenz, während die Inzidenz wieder steigt und wir viel über mutierte Varianten sprechen. 
Auch deswegen hat es noch einmal gutgetan, im Bildungsausschuss eine kleinere Runde mit Expertinnen und Experten durchzuführen, die sehr klar in ihren Aussagen waren. 

Ja, wir werden in den Schulen nach wie vor einige Maßnahmen brauchen. Aber von einem Lockdown, der zu Schulschließungen führt, wurde uns so eindringlich, wie es die Höflichkeit zulässt, abgeraten. 

Einiges wird die Landesregierung noch anpassen müssen. 
Die Teststrategie etwa. Denn umso mehr wir uns auf ein „mit Corona“ statt ein „nach Corona“ einstellen, desto sinnvoller scheint es doch, von den flächendeckenden Antigen-Tests wegzukommen. Mittelfristig müssen wir nicht mehr alles bis ins Kleinste erfassen, wenn die Eltern flächendeckend geimpft werden. Stattdessen scheinen PCR-Tests bei symptomatischen Personen und entdeckten Infektionsfällen angemessen. Unsere Expertinnen und Experten haben sich dementsprechend für einen guten Zugang zu PCR-Tests ausgesprochen. 

Wir werden mittlerweile auch oft auf den Schnupfenplan der Landesregierung angesprochen. Eltern können sich nicht vorstellen, wie sie ihre Kinder im Herbst in die Schulen gehen lassen können, wenn bereits ein Schnupfen zum Unterrichtsausschluss führen kann. Ich kenne das von meinen eigenen Kindern, wann läuft die Nase mal nicht?
Ich antworte dann immer, dass auch der jetzige Schnupfenplan schon vorsieht, dass eine Schnupfnase als Symptom nicht ausschlaggebend ist. Es gehört immer noch ein weiteres Krankheitsbild dazu. Sei es Husten, Kopfschmerzen oder Durchfall. 
Offensichtlich gibt es hier aber Unsicherheit innerhalb der Elternschaft, deswegen muss das Bildungsministerium hier noch einmal für Klarheit sorgen und einen aktualisierten Plan herausgeben. 
Ich sage den Eltern aber auch: lassen Sie ihre Kinder zu Hause, wenn sie krank sind. 
Für uns Erwachsene, auch für Abgeordnete, gilt: Kranke sollen nicht zur Arbeit. Und kranke Kinder sollen nicht in die Schule! Das galt auch vor Corona schon und daran sollten wir uns generell vielleicht wieder ernsthafter erinnern. 

Zu der Frage der Schulgesundheitsfachkräfte möchte ich nur kurz sagen: eine gute Initiative, wir kennen ähnliche Strukturen aus unseren dänischen Schulen. Beratungsbedarf haben wir trotzdem noch, denn eine Schulgesundheitsfachkraft übernimmt oftmals nicht nur die Erstversorgung bei Verletzungen, sondern kann auch noch Beratung bei Erkrankungen oder Gesundheitsrisiken bieten. Dies sollte nicht nur ausgewählten Schulen zustehen, daher möchte ich schon einmal für die Debatte die Überlegung mitgeben, das Wort „öffentlich“ aus dem Antragstext zu streichen.  

Nun haben Sie sich vielleicht gefragt, wie es zu unserem Dringlichkeitsantrag gekommen ist. 
Auch wir waren, ehrlich gesagt, überrascht davon. Denn dass die dänischen Schulen und auch die Privatschulen in den freiwilligen Impfangeboten des Landes nicht vorgesehen waren, das haben wir uns wirklich nicht vorstellen können.
Wir wurden dann von unserem Schulverein darauf aufmerksam gemacht, der uns klar machte, dass es sich hierbei um kein Versehen handelte, sondern dass unsere Schulen sich schon an das Bildungsministerium gewandt hatten. 
Ich möchte daher auch öffentlich sagen, Herr Minister Garg, dass wir Ihre direkte Kontaktaufnahme als sehr wertschätzend wahrgenommen haben. Wir waren froh, unseren Schulen mitteilen zu können, dass sie nun doch Teil der Impfangebote werden können. Immerhin betrifft das über unsere Gymnasien hinaus etwa 1200 Schülerinnen und Schüler. 
Und gleichzeitig wurde eben wieder deutlich, wie nötig es für die Minderheiten des Landes ist, dass sie durch den SSW eine Vertretung im Landesparlament haben. 
„SSW wirkt“, hätten wir früher gesagt. 
Dass unsere dänischen Schulen hier Teil der Systematik sein müssen, gehört für uns ganz klar zur Gleichstellung der Schulen unserer Minderheit. Und auch aus Sicht der Pandemiebekämpfung, steht für uns völlig außer Frage, dass natürlich auch die privaten Schulen das Angebot bekommen müssen. 

Infektionen im Kindes- und Jugendalter lassen sich, so scheint es, kontrollieren und werden, an diesen Gedanken muss auch ich mich noch gewöhnen, dazugehören. Das Gute ist, wir haben in Deutschland keine höheren Hospitalisierungszahlen bei Kindern. Für kleine Kinder bleibt die Infizierung bisher der einzige Weg, eine Immunität zu erwerben. 
Ich appelliere deswegen immer wieder, auch heute, an die Erwachsenen: Bitte zögern Sie nicht mehr. Wir können die Kinder nicht für impfunwillige Erwachsene bestrafen!
Lassen Sie sich impfen! 

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