Pressemitteilung · 26.04.2004 SSW-Antrag zur Stärkung der Kommunen: Ämter zu Gemeinden

Der SSW fordert, dass die kleinen Gemeinden im Land sich zu Kom­mu­nen mit mindestens 8.000 Einwohnern zusam­menlegen. Wer in den nächsten Jahren nicht freiwillig zusammenfindet, soll ab 2008 dazu ver­pflichtet werden. Einen entsprechenden Antrag für die Landtags­tagung in dieser Woche präsentierten die SSW-Vorsitzende Gerda Eichhorn und die SSW-Landtagsabgeordnete Silke Hinrichsen heute in Kiel.

„Es macht einfach keinen Sinn, dass viele Gemeinden kaum noch wichtige Din­ge bestimmen können, weil sie zu klein sind. Bürgernähe heißt für uns, dass nah am Bürger in den Gemeinden politisch entschieden und gestaltet werden kann. Deshalb müssen die kleinen Ge­mein­den zusam­menfinden“, fordert Gerda Eichhorn.

Vom SSW-Vorschlag betroffen sind kleine Gemeinden, die in Ämtern zusam­men­arbeiten müssen, um ihre Aufgaben erfüllen zu können. Die amtsange­hörigen Gemeinden sollen sich zu Kommunen mit mindestens 8.000 Ein­wohnern zusam­men­schließen. „Erst ab dieser Größenordnung kann eine Kommunal­verwaltung den Bürgern kompetent und effektiv Hilfe, Service und Beratung bieten“, sagt die SSW-Abgeordnete Silke Hinrichsen. Ausnahmen soll es aber für Inselge­meinden geben.

Bei einer Umsetzung des SSW-Konzepts würde die Zahl der Gemeinden in Schles­wig-Holstein von heute 1.130 auf ca. 180 sinken. Trotzdem müssen die Menschen nicht befürchten, dass sie ihre örtliche Identität verlieren: „Niemand muss auf seine liebge­wordene Hei­mat verzichten. Die alten Ge­meinden können zu Dorfschaften werden. Sie behalten ihren Namen und können über die Wahl von Dorf­vorständen weiter­hin ihre Interessen artikulieren. Dieses Modell hat sich seit Jahren im früheren Kreis Eutin bewährt“, erklärt Hinrichsen.

Im SSW-Antrag werden finanzielle Anrei­ze für Gemeinden gefordert, die sich frei­willig zusammenschließen. Im Gegensatz zum neuen Plan der Landes­regierung soll diese Förderung aber zeit­lich begrenzt und degressiv gestaffelt werden. „Wir hoffen, dass viele Kommunen die Bonusprämien für einen Zusammenschluss nutzen. Trotz­dem müssen wir auch reali­stisch bleiben. Es wird nicht ohne Druck von außen gehen. Deshalb fordern wir, dass die Gemeinden ab 2008 verpflichtet werden, sich zusam­men­zu­schließen. Ansonsten kön­nen wir noch Jahrzehnte auf eine Stärkung der Kommu­nen warten. Die kommunale Struktur kann nicht im Schlafwagen erneu­ert werden“, so Silke Hinrichsen.

Den Fraktionen von SPD und CDU wirft die Innenpolitikerin der SSW-Land­tags­gruppe vor, sich vor den Problemen zu drücken: „Alle Parteien im Land­tag haben erkannt, dass es so wie jetzt mit den Gemeinden nicht weitergeht. Aus Angst vor unpo­pu­lären Entschei­dungen können die großen Parteien sich aber nicht dazu durch­ringen, Nägel mit Köpfen zu machen.“

Das neue Konzept der Landesregierung lehnt der SSW ab, weil bei der geplanten Ausweitung der Ämter-Zuständigkeiten die demokratische Kon­trolle auf der Strecke bleibt: „Die Bürger und die Gemeindevertretungen haben nur mittelbar über die Amtsausschüsse Einfluss auf die Amtsverwal­tungen. Deshalb halten wir daran fest, dass die politische Gemeinde mit der Verwaltungseinheit identisch sein muss“, sagt Gerda Eichhorn.

Das kommunalpolitische Ehrenamt will der SSW dadurch stärken, dass die Direkt­wahl der hauptamtlichen Bürgermeister wieder abgeschafft wird: „Die Direktwahl ist nur vordergründig demokratischer. Durch die erweiterten Macht­befugnisse der direkt gewählten Verwaltungschefs wird der Einfluss der Gemeindever­tretungen beschnitten. Aus unserer Sicht ist es demokratischer, wenn die Macht beim ‚Parlament’ der Gemeinde liegt und nicht bei einer einzelnen Person“, meint die SSW-Parteivorsitzende.

Die SSW-Vorschläge im Landtag sind Teil eines kommunalpolitischen Kon­zepts, dass eine Arbeitsgruppe mit Silke Hinrichsen, Gerda Eichhorn und erfahrenen Kommunalpolitikern des SSW erarbeitet hat. Über die genannten Punkte hinaus fordert der SSW eine kommunale Bürgersteuer und eine kommunale Wirtschafts­steuer, die den kommunalen Anteil an der Lohn- & Einkommens­steuer und die Gewerbe­steuer ablösen sollen. Die Zuständigkeiten und die Finan­zierung zwischen Bund, Ländern und Kommunen sollen klarer geregelt werden.

Das SSW-Konzept „Starke Kommunen braucht das Land“ finden Sie auf der Homepage www.ssw-landesverband.de unter "Programm"

Weitere Artikel

Rede · Christian Dirschauer · 27.09.2024 Die Gleichstellung muss endlich auch in den Gerichten ankommen!

„Fortan gilt: Gerichtssprache Englisch: no problem. Gerichtssprache Dänisch: nej tak.“

Weiterlesen

Rede · Lars Harms · 27.09.2024 Die Landespolizei von polizeifremden Tätigkeiten entlasten

„Wir erwarten bis Ende des Jahres einen Maßnahmenplan von der Landesregierung: keinen Da-Wollen-Wir-Mal-Sehen-Plan oder einen Irgendwann-Mal-Plan. Alle Maßnahmen sind meines Erachtens in den letzten Jahrzehnten gründlich diskutiert worden. Jetzt steht die Umsetzung an.“

Weiterlesen

Rede · Sybilla Nitsch · 27.09.2024 Lernmittelfreiheit auch bei digitalen Endgeräten

„Alle Bereiche der Bildung müssen von den Chancen der Digitalisierung profitieren. Krisenmomente wie die Corona Pandemie haben deutlich gemacht, dass eine digitale Grundversorgung die Voraussetzung für ein gerechtes und modernes Bildungssystem ist.“

Weiterlesen