Press release · 24.11.2006 Munitionslager Enge-Sande darf nicht geschlossen werden

Der SSW hat Bundesverteidigungsminister Franz Josef Jung aufgefordert, die Schließung des Munitionslagers Enge-Sande zu überdenken. „Es ist unverantwortlich, ein modernes Lager zu schließen, um es an einen maroden Standort zu verlagern, der erst für Millionen modernisiert werden müsste“, kritisiert der SSW-Landtagsabgeordnete Lars Harms. Er hat den Verteidigungsminister in einem Brief aufgefordert, den Beschluss zu überdenken und Gespräche mit den Betroffenen in Enge-Sande zu führen.

Im Schreiben von Harms an Bundesverteidigungsminister Jung, das auch dem Bundesrechnungshof, Ministerpräsident Carstensen und regionalen Bundestagsabgeordneten zugeleitet wurde, heißt es:

„Bis spätestens 31.12.2010 soll das Depot geschlossen werden, obwohl es in den letzten Jahren baulich ständig auf den neusten Stand gebracht wurde und es sich somit in einem exzellenten Zustand befindet, wovon ich mich bei einem Besuch persönlich überzeugen konnte.

Insbesondere ist es für mich unverständlich, dass die Wartung und Lagerung von Lenkflugkörpern, die nur von Verbänden in Schleswig-Holstein (AG 51 in Jagel) genutzt werden, nun aufwändig nach Altheim bei Würzburg verlegt werden sollen und dort nun für viel Geld die Infrastruktur neu aufgebaut werden soll. Zumal eine neue Teststation für eben diese Lenkflugkörper für rund 2 Mill. € in Enge-Sande erbaut und im Jahr 2004 in Betrieb genommen wurde. Es ist nach meiner Auffassung sinnvoller, diese Arbeiten in der Nähe der Verbände durchzuführen, die diese Waffen auch nutzen, anstatt hier für einen regelmäßigen und teuren Verkehr zwischen Schleswig-Holstein und Altheim in Bayern zu sorgen. Dies kann weder im Sinne der Bundeswehr noch des Steuerzahlers sein.

Ich habe mich vor Ort davon überzeugen können, dass die Zusammenarbeit zwischen den Standorten Laboe, Boostedt und Enge-Sande sehr gut funktioniert und es wenig Sinn macht, ein Glied aus dieser Kette zu entfernen. Im Gegenteil, die Standorte sind voneinander abhängig und insbesondere Enge-Sande ist ein wichtiger Bestandteil dieser Zusammenarbeit, da man hier wirklich über eine hervorragende Infrastruktur verfügt, die so an den anderen Standorten nur mit einem unverhältnismäßig hohen finanziellen Aufwand geschaffen werden könnte. So verfügt der Standort Enge-Sande zum Beispiel über eine Farb- und Sandstrahlanlage auf dem neuesten Stand und kann auch aufgrund der Verhältnisse vor Ort eine relativ hohe Anzahl an Munition lagern.

Sehr geehrter Herr Minister, ich schreibe Ihnen nicht nur, um mich für einen Standort in Schleswig-Holstein einzusetzen, sondern insbesondere auch, um zu verhindern, dass durch eine Verlagerung der Aufgaben an andere Standorte, Mehrkosten entstehen, die wir dann alle als Bürgerinnen und Bürger zu zahlen hätten. Für den Standort Enge-Sande ist bisher noch kein Konzept zur Nachnutzung bekannt geworden. Dies liegt wahrscheinlich daran, dass die Nachnutzung der Liegenschaften hier in besonderem Maße schwierig sein wird. Das heißt, dass der Bund hier weiterhin mit Kosten für die Unterhaltung des Geländes zu rechnen hat. Zugleich besteht aber die Möglichkeit, das Depot bis mindestens 2016/2018 sinnvoll und effektiv zu nutzen, wenn man beispielsweise die Wartung und Lagerung von Lenkflugkörpern weiterhin wie bisher in Enge-Sande vornehmen und das Aufgabenspektrum hier aufrechterhalten würde.

Bei meinem Besuch am Standort Enge-Sande habe ich mich davon überzeugen können, dass man vor Ort bereit ist, Gespräche zu führen und konstruktiv einen Dialog zu führen, wie der Standort Enge-Sande am besten genutzt werden kann. Vor dem Hintergrund, dass ich befürchte, dass Steuermittel sinnlos verausgabt werden könnten, obwohl der Standort Enge-Sande sich in einem hervorragenden Zustand befindet, bitte ich Sie darum, die Entscheidung zur Schließung vom Munitionsdepot Enge-Sande zu überdenken und in Ihrem Ministerium dafür zu sorgen, dass noch einmal Gespräche mit den Betroffenen vor Ort geführt werden.“

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