Speech · Jette Waldinger-Thiering · 20.05.2021 Rede zu Protokoll gegeben „Erasmus+ ist und bleibt ein Herzensprojekt
„Erasmus+ ist und bleibt ein Herzensprojekt. Die Corona-Pandemie hat neue Formen von Auslandsmobilität hervorgebracht. Mit unserem Antrag wollen wir die Weiterentwicklung von Erasmus+ konstruktiv begleiten und alle daran Beteiligten und potenziell Interessierten weiterhin bestmöglich unterstützen.“
Jette Waldinger-Thiering zu TOP 25 - Erasmus+ ab 2021: Eine zukunftsorientierte Programmausgestaltung während und nach der Pandemie ermöglichen (Drs. 19/2958)
Erasmus+ ist ein Leuchtturmprojekt der EU. Da sind wir uns ja alle einig und unterstützen dieses Programm entsprechend seit Jahren aus vollem Herzen.
Ende April 2019 hatte der SSW daher einen Antrag eingebracht: Drucksache 19/1434 – „Erasmus+ ab 2021: Zielgruppengerechte Programmausgestaltung“. Darin haben wir die Landesregierung aufgefordert, sich im Prozess der Neuprogrammierung von Erasmus+ für Verbesserungen einzusetzen, inklusive ausführlicher Stichpunktliste. Seit geschlagenen zwei Jahren liegt dieser Antrag unerledigt im Europaausschuss. Ein angedachter interfraktioneller Antrag ist bis heute nicht zustande gekommen – auch, weil sich die Verhandlungen zum Mehrjährigen Finanzrahmen der EU ja so schwierig gestalteten und das vergangene Jahr aufgrund der Pandemie eh sehr turbulent war.
Wir vom SSW wollen dieses Thema aber nicht aus dem Blick verlieren. Denn gerade für die jungen Europäerinnen und Europäer ist Erasmus+ ja ein wirklich liebgewonnenes Herzensprogramm. Inzwischen steht die neue Programmgeneration ja, es gibt endlich deutlich mehr finanzielle Mittel und viele unserer damals geforderten Punkte sind erfreulicherweise auch mitaufgenommen worden. Damit ist unser Antrag aber nicht erledigt – daher nun unser erneuter Folgeantrag.
Denn es kam die Corona-Pandemie. Und das, was Erasmus eigentlich bedeutet – andere europäische Länder und Kulturen kennenzulernen, seine Sprachkenntnisse und interkulturellen Kompetenzen zu stärken, vor Ort Freundschaften mit Menschen aus aller Welt zu schließen –, das verträgt sich nicht mit einer Pandemie. Corona hat die internationale Mobilität stark eingeschränkt, auch in der Bildung.
Laut des Erasmus+ Jahresberichtes 2020 des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) haben dennoch viele Erasmus-Teilnehmende ihr Studienvorhaben oder Praktikum erfolgreich weiterführen können – wenn auch anders, als geplant. Denn die meisten der Austausche finden zurzeit virtuell statt, sprich: Die Teilnehmer loggen sich beispielsweise über digitale Lernplattformen an ihrer Gasthochschule ein und versuchen, sich währenddessen in ihr Gastland zu träumen. Andere nehmen im Rahmen einer sogenannten „blended mobility“ teil. Dabei beginnen sie ihren Auslandsaufenthalt zunächst auch virtuell von zu Hause aus und planen, erst später ins Gastland auszureisen. Nun ist es zwar großartig, dass solche Formate so kurzfristig improvisiert werden konnten – und nun wohl auch dauerhaft in das Programmportfolio aufgenommen werden. Das Erlebnis eines „echten“ Vor-Ort-Austausches werden diese aber wohl kaum ersetzen können. Aber es soll jeder für sich selbst entscheiden können, welches Format das geeignetste ist. Fakt ist: Das Interesse ist ungebrochen groß und ein Austausch kann in vielen Fällen – trotz Pandemie – auch weiterhin realisiert werden, weil alle Beteiligten verantwortungsbewusst und flexibel mit der Situation umgehen. Das ist großartig!
Für den SSW bleibt insgesamt wichtig, dass wir auch künftig möglichst viele junge Menschen für Erasmus+ begeistern können und dass dieses Programm immer weiterwächst. Mit den neuen EU-Leitthemen, zu denen u.a. die soziale Teilhabe und Chancengleichheit, Digitalisierung und Nachhaltigkeit zählen, wird das Programm noch attraktiver und wir ermutigen alle jungen Menschen, sich über Erasmus+ zu informieren.
Und im gleichen Zuge sollten wir nun auch alle Beteiligten und Interessierten darin unterstützen, weiterhin das Beste aus der aktuellen Ausnahmesituation zu machen. Entsprechend möchten wir die Landesregierung bitten, die Umsetzung des Erasmus+ Programms in Schleswig-Holstein auch während der Pandemie eng zu begleiten und uns auf dem Laufenden zu halten. Wie werden die digitalen und hybriden Angebote bei den schleswig-holsteinischen Teilnehmerinnen und Teilnehmern angenommen? Sind diese nur vorübergehende Notlösungen oder sollten diese tatsächlich verstärkt ausgebaut werden? Werden die formulierten Leitthemen und gesteckten Ziele vollständig umgesetzt oder wo hapert es noch? Diese Fragen würden wir dann gern zu einem geeigneten Zeitpunkt in den zuständigen Ausschüssen diskutieren.