Speech · Lars Harms · 13.07.2023 Ein "Sportland Schleswig-Holstein" kommt nicht von allein

„Planungen in diesen Größenordnungen müssen finanziell unterlegt sein. Ansonsten finden sie nämlich nicht statt.“

Lars Harms zu TOP 17 + 22 - Sportförderung und Sportentwicklung (Drs. 20/1155, 20/1160)

Es ist jetzt bald drei Jahre her, dass wir hier gemeinsam eine Sportentwicklungsplanung beschlossen haben. Ich sage gemeinsam, weil wir als SSW der Planung auch zugestimmt haben. 
Und es hat da ja durchaus auch einen guten Start gegeben. Zu nennen ist beispielsweise die Landessportkonferenz im März dieses Jahres, die ja hier im Plenarsaal getagt hat. Die Reihen waren besetzt mit Vereins- und Verbandsvertretern und Gästen aus den Kommunen, der Wissenschaft und Wirtschaft. Und es klang durchaus an, dass trotz der Coronamaßnahmen schon einiges angestoßen worden war. 
Mir ist das deswegen so wichtig, weil wir hier wirklich einen groß angelegten Prozess haben, mit eigentlich allen relevanten Akteuren. Die Landesfachverbände, Kreissportverbände, Vereine, der Profisport, waren genauso eingebunden wie der organisierte und nicht organisierte Sport aus dem Landessportverband, die kommunalen Landesverbände, Industrie- und Handelskammer und diverse Ministerien. Dem letzten Bericht zur Sportentwicklungsplanung ist zu entnehmen, dass bereits 2020 rund 25 Sitzungen der Arbeitsgruppen und des Lenkungsausschusses unter Mitarbeit von insgesamt mehr als 100 Personen stattgefunden hatten. 

Von daher wäre es wirklich schade, wenn wir darauf im Land nicht verlässlich aufbauen könnten. 
Gerade diesen Eindruck habe ich aber leider aus verschiedenen Gesprächen mitgenommen. Denn hier gibt es zwar Ideen, Konzepte und den Willen zur Umsetzung, aber gleichzeitig auch große Unsicherheit, was die mittelfristige Planung angeht. Die bekannten Bedarfe liegen unserem Kenntnisstand nach bisher schon bei 16 Millionen, aber realistisch wäre es wohl eher von einem noch größeren Betrag auszugehen. 

Wir fordern daher in unserem Antrag die Landesregierung auf, eine verlässliche, mittelfristige Finanzplanung zu erstellen und für die nächsten Jahre die Finanzierung der Maßnahmen der Sportentwicklungsplanung sicherzustellen. Planungen in diesen Größenordnungen müssen finanziell unterlegt sein. Ansonsten finden sie nämlich nicht statt. Die Kommunen wollen gerne ihre Sportinfrastruktur weiterentwickeln, aber sie tun es verständlicherweise nicht, wenn die Finanzierung nicht gesichert ist. 

Wir brauchen aber Sicherheit für die Schwimmausbildung und dementsprechend auch die Schwimmstätten, für den Nachwuchs- und Leistungssport und nicht zuletzt auch für den Sporttourismus. Das ist ja durchaus ein breites Handlungsfeld. Wir sprechen hier über den Radsport und Radreisen, Golf, den vereinsorientierten Spitzenfußball und die weite Welt des Wassersports – Segeln, Surfen, Schwimmen. Der Sporttourismus spricht enorm viele Menschen an, er kommt aber so in den Förderkulissen nicht vor. Ich denke da momentan auch besonders an den Multipark, den wir ja nun hoffentlich bald auf Sylt bekommen, der aber wirklich ein gutes Beispiel dafür ist, wie schwierig es ist, entsprechende Fördermittel zu generieren und wie langwierig so eine Planung wird, wenn die Finanzierung nicht gesichert ist. Seit Jahren arbeiten Architektinnen und Architekten aus Kiel, Kopenhagen und Sylt zusammen mit der Verwaltung der Gemeinde Sylt an diesem tollen Projekt. Hier kommen Skatepark, Leichtathletik, Basketball, Fußball und Beachvolleyball neben freien Grünanlagen in einem Gesamtkonzept zusammen, das sicherlich auch den Tourismus weiter unterstützen wird – wenn man den Multipark eben auch entsprechend einbindet. 

Und ich bin froh, dass wir da höchst engagierte Menschen haben, die an dem Projekt drangeblieben sind, denn das ist wirklich keine Selbstverständlichkeit. Es ist normal, dass Planungsprozesse über Jahre laufen, auch bei Eislaufbahnen und Schwimmhallen und anderen Sportstätten. Aber es ist nicht normal, dass in Folgejahren keine Mittel bereitstehen und so im Grunde genommen für den Papierkorb geplant wird. Deswegen muss zum Beispiel auch der E-Sport sobald es geht wieder eine Perspektive bekommen. 

Ich sage es immer wieder gerne: der Sport ist die größte ehrenamtliche Bewegung, die wir in Schleswig-Holstein haben. Und auch das Ehrenamt braucht in gewissen Rahmen; eine verlässliche Planung. Damit wir Sportland Schleswig-Holstein sein, werden und bleiben können.

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