Speech · Sybilla Nitsch · 13.10.2023 Die Zukunft Flensburgs als maritimer Standort ganz akut gefährdet

„Es braucht nun vor allem zweierlei: neues Vertrauen und neue Aufträge. An einem Runden Tisch müssen zukunftsfähige Strukturen erarbeitet werden – damit künftig nicht länger über verspätete Lohnzahlungen und verhärtete Fronten, sondern wieder über die Fachkompetenz der Werften und deren erfolgreiche Projekte gesprochen wird!“

Sybilla Nitsch zu TOP 34B - Die Landesregierung muss sich für die Zukunft der FSG-Nobiskrug Werften einsetzen (Drs. 20/1509; 20/1521)

Die FSG-Nobiskrug Werften stecken einmal mehr in einer tiefen Krise und die Lage hat sich zuletzt zugespitzt. Damit stehen nicht nur ein Schlüsselindustrie-Standort unseres Landes und hunderte qualifizierte Arbeitsplätze auf der Kippe, sondern damit ist die Zukunft Flensburgs als maritimer Standort ganz akut gefährdet. Ein ganz wichtiger Standort und eine essentielle Infrastruktur drohen hier folgenschwer kaputt zu gehen – dies dürfen wir nicht zulassen!
Es ist daher absolut richtig und geboten, dass wir dieses Thema nun hier mit den vorliegenden Dringlichkeitsanträgen behandeln. Die Landespolitik muss und wird sich jetzt hinter die Werften stellen! Wir bieten die notwendige politische Unterstützung an, um eine tragfähige Lösung für alle Beteiligten und Betroffenen zu finden.

Es kann nur einen gemeinsamen Weg aus der Krise geben: Alle Parteien müssen an einen Tisch! Herr Windhorst, Vertreter von Bund wie Land und die Gewerkschaft müssen sich zusammensetzen, die vergangenen Entwicklungen aufarbeiten und neue, zukunftsfähige Strukturen entwickeln und umsetzen. Genau einen solchen Runden Tisch hat die IG Metall ja gerade erst vorgeschlagen, was wir absolut begrüßen – und Herr Windhorst hat vorhin auf einer Mitarbeiterversammlung ja zugesagt, diesen Vorschlag umsetzen zu wollen! Dann wird er ja hoffentlich bald konkreter erläutern, wie er sich den weiteren Weg vorstellt und wie er die Werften wieder in sichereres Fahrwasser steuern will. Diese Gespräche nehmen dann hoffentlich schon ganz bald Fahrt auf und wir wünschen allen Beteiligten dafür das Beste!

Denn die jüngsten Entwicklungen haben für massive Unsicherheit, Vertrauensverlust und Zukunftsängste gesorgt. Mehrfach kam es zu verspäteten Lohnzahlungen, es gab Irritationen um nicht gezahlte Krankenversicherungsbeiträge, Bauprojekte sind teilweise massiv in Verzug, andere Projekte, die als Formsache gelten, ziehen sich seit Monaten ohne finale Unterschriften. Hinzu kommt, dass Eigentümer und Investor Lars Windhorst zuletzt mehrfach negativ in den Schlagzeilen stand und für den FSG-Betriebsrat zwischenzeitlich nicht einmal mehr erreichbar war. Hier ist massiv Vertrauen verloren gegangen, das nun mühsam, aber entschlossen wieder zurückerarbeitet werden muss!
 
Dabei wären „Windhorst muss weg“-Parolen jedoch zu kurz gesprungen. Schließlich muss man ja doch anerkennen: Hätte sich Herr Windhorst damals nicht engagiert und die Werften übernommen, dann wären diese schon damals nachhaltig platt gewesen. Und wenn man dazu noch ehrlich ist, dann wäre für die FSG in ihrer derzeitigen Verfassung ja auch kein sofortiger Nachfolger in unmittelbarer Sicht. Insofern muss es ja in unser aller Interesse sein, dass wir in dieser Situation auch weiterhin auf gemeinsames Engagement und auf einen Willen zur Lösungsfindung setzen.

Noch machen sich die Mitarbeiter ja zurecht Sorgen – einige haben bereits gekündigt, viele denken über einen Absprung nach. Hier muss jetzt dringend gegengesteuert werden! Schließlich drohen hier nicht nur hochqualifizierte Facharbeitskräfte abzuwandern, für die man kaum zeitnah und in der Anzahl Ersatz finden würde. Auch zukunftsweisende und gesellschaftspolitisch überaus wichtige Projekte drohen, dann auf der Strecke zu bleiben. 
Wir denken hier nicht nur an die Aufträge, die zuletzt ins Stocken geraten waren, sondern auch an das Potenzial für die Zukunft. Das zentrale Stichwort ist „Sicherheit“ – nicht nur in Hinblick auf Marine-Projekte, sondern ja auch in Hinblick auf Projekte und Aufträge, die die Energiewende vorantreiben würden. Hierzu können die Werften einen sehr wertvollen Beitrag leisten. Sie haben die Infrastruktur vor Ort, sie haben – noch – das Fachpersonal, sie haben die Kompetenz, entsprechende Aufträge abzuarbeiten. Nun müssen diese Aufträge also auch reinkommen. Dazu braucht es Vertrauen in die Zukunftsfähigkeit der Werften. Hier schließt sich also der Kreis und hier muss der Runde Tisch nun ansetzen – damit künftig nicht länger über verspätete Lohnzahlungen und verhärtete Fronten, sondern wieder über die Fachkompetenz der Werften und deren erfolgreiche Projekte gesprochen wird!

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