Speech · Lars Harms · 09.04.2014 Die Lehrerbildung der Zukunft
„Wir packen an, was unsere Vorgänger ausgesessen haben und schaffen eine zeitgemäße und qualitativ hochwertige Lehrerbildung“
Gerade für den SSW mit seiner starken regionalen Verankerung im nördlichen Landesteil will ich hier eins deutlich machen: Bei der Frage der Neuordnung der Lehrerbildung stand und steht für uns das Ziel der bestmöglichen Ausbildung unserer Lehrkräfte im Vordergrund - und sicher keine Standortfragen. Leider scheint man das an der Kieler Uni plötzlich anders zu sehen. Diesen Sinneswandel bedauern wir außerordentlich. Denn gerade in Sachen Lehrerbildung haben Kiel und Flensburg in jüngster Vergangenheit sehr gut zusammengearbeitet.
Um ehrlich zu sein, verwundern mich die Äußerungen aus Kiel sehr stark. Denn sowohl Kiel wie auch Flensburg wurden umfangreich in den Gesamtprozess einbezogen. Die Ministerin hat auch den endgültigen Entwurf noch einmal mit beiden Universitäten beraten und letzte Änderungswünsche aufgenommen. Mit dem vorliegenden Gesetz zur Lehrerbildung wird die Lehrkräfteausbildung in Kiel mitnichten gefährdet. Noch einmal: Ziel ist eine landesweit einheitliche und vor allem qualitativ gleichwertige Ausbildung unserer Lehrkräfte. Dies setzt ein beiderseitiges Geben und Nehmen voraus. In Kiel wie in Flensburg. Eine einseitige Schlechterstellung kann ich beim besten Willen nicht erkennen. Vor diesem Hintergrund, und mit Blick auf den umfassenden Dialog mit den Hochschulen, kann ich das Verhalten des Präsidenten wirklich kaum nachvollziehen.
Doch losgelöst von diesem Standort- und Besitzstandsdenken ist eines ganz klar: Mit dem vorliegenden Gesetzentwurf setzen wir das um, was unsere Vorgänger jahrelang vor sich hergeschoben haben. Die Lehrerbildung der Zukunft entspricht damit endlich den faktischen Strukturen unserer Schullandschaft. Wir machen Schluss mit dem unhaltbaren Zustand, in dem munter Lehrkräfte für Schulformen ausgebildet werden, die in der Praxis gar nicht mehr existieren. Mit diesem Gesetz werden unsere Lehrerinnen und Lehrer nicht nur fachwissenschaftlich exzellent ausgebildet, sondern sie werden eben auch flexibel einsetzbar sein. Sie wissen, dass zu diesem Zweck sowohl in Kiel als auch in Flensburg Sekundarlehrer und -lehrerinnen ausgebildet werden, die von Klasse 5 bis 13 einsetzbar sind. Damit bekommen sie die höchstmögliche Qualifikation und die erforderlichen Kompetenzen für Gymnasien wie auch für Gemeinschaftsschulen. Damit wird es keine Lehrkräfte erster und zweiter Klasse mehr geben. Und damit sind unsere Absolventen endlich auch bundesweit wettbewerbsfähig.
Ich habe es schon zu Beginn erwähnt: Übergeordnetes Ziel der rot-grün-blauen Koalition ist die bestmögliche Ausbildung unserer Lehrerinnen und Lehrer. Sie sollen in Zukunft schon im Studium das Rüstzeug für die zentralen Anforderungen des Schulalltags bekommen. Gerade mit Blick auf die immens wichtige Aufgabe und große Herausforderung, die ein wirklich inklusives Schulsystem mit sich bringt, ist diese Neuordnung besonders wichtig. Der Gesetzentwurf sieht vor, dass angehende Lehrerinnen und Lehrer viel stärker für die individuelle Verschiedenheit der Schülerinnen und Schüler sensibilisiert werden. Dies ist ein ganz wichtiger Punkt. Denn hierdurch werden unsere Lehrerinnen und Lehrer von Beginn an die Lage versetzt, ihren Unterricht entsprechend zu gestalten.
Ewiggestrige mögen weiterhin von Gleichmacherei oder von notorisch überforderten Einheitslehrern sprechen. Aus unserer Sicht ist es aber nur zu begrüßen, dass pädagogische wie auch didaktische Basisqualifikationen für den Umgang mit Heterogenität und Inklusion in die Ausbildung für alle Lehrämter integriert werden. Und ich bin davon überzeugt, dass wir mit diesem Gesetz nicht nur im Bereich Inklusion einen großen Schritt vorankommen werden. Auch den faktischen gesellschaftlichen Realitäten unseres Landes wird endlich Rechnung getragen: Denn die Vermittlung der Bedeutung der Sprache, Geschichte und Kultur der nationalen dänischen Minderheit, der friesischen Volksgruppe und der Minderheit der deutschen Sinti und Roma sind zukünftig Bestandteil der Lehrkräftebildung. Auch wenn dieser Schritt aus Sicht des SSW längst überfällig ist, freut er uns natürlich sehr.
Zusammen genommen sehe ich dieses Gesetz zur Lehrerbildung als ganz wesentlichen Beitrag für ein modernes und qualitativ hochwertiges Bildungssystem hier in Schleswig-Holstein. Und es ist nicht zuletzt Ergebnis des Bildungsdialogs, in dem deutlich wurde, wie wichtig und überfällig eine konsistente Lehrerbildung ist. Ich denke, hier sind wir mit dem vorliegenden Entwurf auf einem sehr guten Weg.