Speech · Sybilla Nitsch · 25.09.2024 Angeln und Schwansen endlich entlasten!

„Die Schlei zu queren gleicht einer Schnitzeljagd. Obwohl, eine Schnitzeljagd könnte man vielleicht noch touristisch vermarkten.“

Sybilla Nitsch zu TOP 25 - Integrierte Verkehrsentwicklungsplanung und Infrastrukturen für die Schlei-Region entwickeln und sicherstellen (Drs.20/2471)

Die Schlei steht für so vieles. Der Verbindung zwischen Angeln und Schwansen. Natur und Wassersport. Spaziergänge und ja, was eigentlich noch, Verkehr und Mobilität gibt es, aber ein Markenzeichen für die Region sind sie keinesfalls. Zumal sich die Situation in der letzten Zeit sogar noch verschlechtert hat. Frust und lange Umwege sind bei Reisenden und Einheimischen die Folge. Blicken wir dazu einmal konkret auf die Lage vor Ort. Eine der wichtigsten Querungen des Meeresarms stellt die Lindaunisbrücke dar. Hier fährt die Regionalbahn und verbindet die Städte Kiel und Flensburg, sowie der ÖPNV und sonstige Fahrzeuge. Die Brücke ist marode, ein Neubau muss her. Eigentlich wollte man letztes Jahr damit fertig sein, nun ist der Zeitplan unklar, vielleicht Ende 2025. Zwischenzeitlich gab es eine mehr als sechs Monate lange Sperrung und auch die Mobilität auf dem Wasser war für diese Zeit gekappt, da sich die Brücke nicht mehr hochklappen ließ. Für viele Schülerinnen und Schüler in Rieseby heißt es daher den Wecker noch früher zu stellen, denn viele Besuchen eine Schule auf der anderen Seite der Schlei, nämlich in Süderbrarup. In Kappel gibt es zahlreiche Probleme für den ÖPNV, weil Störungen im Betrieb der Klappbrücke alles stillstehen lassen.
Hinzu kommt die Einstellung des Fährbetriebs in Arnis im März vergangenen Jahres. Eine weitere Querungsmöglichkeit fehlt. Last but not least, die Schnittstelle Kosel-Brodersby. An dieser Stelle könnte man beinahe Fährquartett spielen, mit Fähren die kaum oder gar nicht fahrtüchtig sind. Für diejenigen, die vielleicht nicht so detailgenau mit der Problematik vertraut sind: Die Missunde II ist die marode Fähre, welche jahrzehntelang ihren Dienst getan hat und 2023 ersetzt werden sollte. Missunde III ist der Name des neuen Schiffes, welches vom Land gekauft wurde. Es wäre schön, wenn die Geschichte hier zu Ende wäre. Nur leider hat nach dem Kauf festgestellt, dass die Windlast der Fähre zu groß ist und die Anleger nicht entsprechend sind und für das Anlegen der Fähre erweitert werden müssten. Nach einer wohlbemerkt sehr teuren Rückholaktion, verkehrt an dieser Stelle nun wieder die Missunde II. Geblieben ist das Quartettspiel oder anders ausgedrückt: Die Schlei zu queren gleicht einer Schnitzeljagd. Obwohl, eine Schnitzeljagd könnte man vielleicht noch touristisch vermarkten. Leider beißt sich hier beim Thema Tourismus, insbesondere dem Radtourismus, die Katze in den Schwanz.

Um sich den Lösungen zu widmen, ist der Blick auf die besonderen geografischen Bedingungen der Region rund um die Schlei. Die Schlei erstreckt sich über 42 km länge und umfasst ein Gebiet von der Küste, bis zur Landesmitte. Einmal halb durch also. Genau deshalb ist es ja auch so schwierig, wenn man sich irgendwo relativ an der Mitte des Meeresarm befindet, dass eine Umfahrung dann einfach eine große Sache ist und einer halben Rundfahrt durchs Land gleicht. Es gibt, wie in dein meisten anderen Fällen keine wirkliche Umleitung oder Alternativroute. Gerade deshalb, ist es absolut notwendig, diese Region verkehrstechnisch anders zu denken als bisher und die Querungen nicht länger einzeln zu betrachten und zu entwickeln. Hier braucht es ein gemeinsames Denken und Planen aller Brücken und Fährverbindungen. Vor allem, um die verschiedenen Zuständigkeiten zu bündeln. Damit es nicht dazu kommt, die Schleiregion in Schleswig-Holstein verkehrstechnisch zu isolieren. Wir erwarten hier von der Landesregierung tatsächlich einfach eine vorrausschauende Planung sowie Hilfestellungen für die Menschen vor Ort. Notfallpläne und Kommunikationsstrategien müssen für alle Querungen erarbeitet werden, um im Falle von Störungen schnell handeln zu können. Und vielleicht müsste man bei zukünftigen Käufen von Fähren anders vorgehen.  Alles in allem wäre es dringend notwendig, wenn die Landesregierung in dieser Region genauer hinsieht und Angeln und Schwansen endlich entlastet werden. Die Menschen vor Ort brauchen keine Schwimmflügel, sie brauchen einfach ihre Lebensqualität zurück.   
Das erreichen wir nur mit einer integrierten Verkehrsentwicklungsplanung.

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