Speech · Christian Dirschauer · 12.07.2023 Allein der Küstenschutz wird eine enorme Aufgabe

„Richtig ist, dass der Klimawandel enorme finanzielle Auswirkungen haben wird. Und davon bleibt Schleswig-Holstein nicht unberührt. Daher ist es auch genau richtig und wichtig, dass wir uns darauf vorbereiten und festlegen, welche Schritte unternommen werden müssen, um die Klimafolgekosten so gering wie möglich zu halten.“

Christian Dirschauer zu TOP 19 - Klimafolgekosten verhindern – in Klimaschutz investieren (Drs. 20/1175)

In Verlängerung der Debatte vom Dezember sowie der entsprechenden Anhörung im Ausschuss sehen wir den vorliegenden Antrag der SPD. Daher ist auch nicht alles neu, was wir heute debattieren. Uns ist allen klar, dass wir die Klimafolgen der globalen Erwärmung  zu spüren bekommen, mit seinen verschiedensten Auswirkungen. Wo wir in dreißig oder vierzig Jahren bei den Folgekosten landen, ist schlussendlich nicht hundertprozentig vorhersehbar. Deloitte beziffert die rein ökonomischen Verluste auf rund 730 Milliarden Euro für die Bundesrepublik in den nächsten 50 Jahren. Und die SPD schätzt die zu erwartenden Folgekosten in ihrer Begründung bis zum Jahr 2050 auf bis zu 900 Milliarden Euro, bei einem starken Klimawandel. Es gibt viele Faktoren und Unvorhersehbarkeiten, die es enorm schwer machen, entsprechende finanzielle Modellierungen punktgenau vorherzusagen. Niemand hat eine Glaskugel, die das kann. Richtig ist aber, dass der Klimawandel enorme finanzielle Auswirkungen haben wird. Und davon bleibt Schleswig-Holstein nicht unberührt. Daher ist es auch genau richtig und wichtig, dass wir uns darauf vorbereiten und festlegen, welche Schritte unternommen werden müssen, um die Klimafolgekosten so gering wie möglich zu halten. 
Und das Thema ist ja nicht neu. Maßnahmen werden bereits ergriffen– Stichwort Klimadeiche. Gerade wir, als Land zwischen den Meeren, müssen dem Anstieg des Meeres etwas entgegensetzen. Im Bereich des Küstenschutzes wird bereits seit Jahren neu gedacht. Klimadeiche oder die Erhöhung der Warften sind schon länger ein Thema an der Westküste. Die berechtigte Frage ist, sind die Mittel für den Generalplan Küstenschutz ausreichend, um unsere Küsten mittel- und langfristig zu sichern. In dem Zusammenhang müssen wir künftig auch unsere Ostseeküste sowie das Binnenhochwasser mitdenken. Da sind wir in einem Bereich, der enorme Summen verschlingen wird. Diese Mittel sind gut investiertes Geld, denn sie schützten die Menschen, ihre Güter und das Land. Daher sind notwendige Maßnahmen des Küstenschutzes, für den SSW nicht verhandelbar. 
Der Klimawandel wird sich durch alle Bereiche ziehen und überall spürbar sein. Ob es die Landwirtschaft ist oder die Forstwirtschaft. Die Dürreperioden, die damit verbundene Wald- oder Moorbrandgefahr sowie der Befall von Schädlingen; all das erleben wir bereits seit Jahren. Unsere Wälder sind damit einem erheblichen Stresslevel ausgesetzt und kaum noch wehrhaft. Das heißt, es muss uns gelingen, unsere Wälder in einen Zustand zu versetzen, der die Bäume weniger angreifbar macht. Auch das kostet Geld. Denn es bedeutet, den Laubwaldanteil weiter zu erhöhen und auch die Artenzusammensetzung der Bäume muss den zu erwartenden Witterungsverhältnissen angepasst werden. Ein solcher Waldumbau geschieht aber nicht von heute auf morgen. Da reden wir über Jahrzehnte.  
Auch wenn Schleswig-Holstein in einer landwirtschaftlichen Gunstregion liegt, haben die trockenen Monate Mai und Juni erneut gezeigt, dass sich auch die Landwirtschaft umstellen und anpassen muss. Auch hier gilt; diese Erkenntnisse sind nicht neu. Denn kaum ein Wirtschaftsbereich ist dem Klimawandel so ausgesetzt, wie die Landwirtschaft. Der Druck und Notwendigkeit, sich den Anforderungen anzupassen, ist der Landwirtschaft durchaus bewusst. Aber auch dort benötigen wir weiterhin Forschung und Innovation, um die Landwirtschaft überhaupt in die Lage zu versetzen, sich anzupassen. 
Aufgrund der extrem nassen Winter und der lange anhaltenden Trockenperioden im Sommer, müssen wir verstärkt dazu übergehen, ein großflächiges Wassermanagement zu entwickeln, dass eben diesen Herausforderungen gerecht wird. Zum einen, um solche Flächen als Retentionsräume zu nutzen, zum anderen aber auch, um sie als Wasserreservoir nutzen zu können; in Dürreperioden und bei Wasserknappheit. Das bedeutet, dass wir unsere bisherige Wasserwirtschaft neu denken müssen. Und  das wiederum bedeutet, dass wir  in Schöpfwerke und Siele investieren müssen, damit sie die neuen Aufgaben bewältigen können.
Wir haben bereits in der Dezembersitzung beschlossen, den „Fahrplan für Schleswig-Holstein. Anpassung an den Klimawandel“ zu evaluieren und entsprechend fortzuentwickeln. Eine langfristige und strukturierte Klimaanpassungsstrategie ist das Ziel unter Beteiligung der Wirtschaft, der Kommunen und anderen relevanten Stakeholdern. Diese Maßnahmen haben wir als SSW gelobt, denn nur auf Basis eines experten-basierten Berichts, können wir die notwendigen politischen Beschlüsse treffen, um notwendige Maßnahmen durchzuführen.

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