Rede · Lars Harms · 27.09.2024 Wohnraum muss bezahlbar bleiben!

„Auf dem Weg zur Klimaneutralität müssen wir alle mitnehmen. Deshalb erwarten wir vom Land dringend Förderprogramme anstatt neuer Regelungen, die die teuren Maßnahmen erzwingen sollen.“

Lars Harms zu TOP 24+31 Bericht über den Regelstandard „Erleichtertes Bauen“ (Drs.20/2471, 20/2487)

Schaffe, schaffe Häuslebaue, dieser alte Liedtext kommt derzeit nicht wirklich zum Tragen. Der Bauboom ist gewesen. Zudem geht die Sanierungstätigkeit ebenfalls zurück. Auch wenn es derzeit wieder etwas besser aussieht, so kann man doch einen deutlichen Unterschied spüren, zur Situation von vor einigen Jahren.
In der heutigen Debatte hier im Hohen Haus kommen nun gleich zwei Themen zur Sprache: Das erleichterte Bauen sowie das klimaneutrale Bauen. Dabei finde ich es gar nicht so verkehrt, beide Dinge zu verbinden. Schließlich sollte es doch beim Neubau immer darum gehen, auch klimaschonende Maßnahmen zu bedenken und zukunftsfeste Wohnformen anzustreben. Und auch wir vom SSW befürworten eine Verschlankung und Harmonisierung der relevanten Regelungen, um Bauen tatsächlich zu erleichtern. Das würde dem Baugewerbe enorm helfen und somit sicherlich dazu beitragen, dass zukünftig Bauprojekte tatsächlich realisiert werden können. 
Die vorgestellte Machbarkeitsstudie zum klimaneutralen Wohnungsbau zeigt vor allem den Handlungsspielraum auf. Die von der zuständigen Ministerin vorgestellte Studie zeigt: Das Potential für energetische Sanierung im Bereich Wohnen ist riesig. Im Schnitt sind vier von fünf Wohneinheiten geeignet für eine Energieversorgung per Wärmepumpe. An der entscheidenden Ressource Strom mangelt es uns als Land der Windenergie jedenfalls nicht. Warum nicht mit dem Arbeiten, was sich bei uns selbst produzieren lässt? Strom ist daher ein guter Hebel. Die Studie liefert ebenfalls Zahlen zu den Kosten vom energetischen Sanieren des Bestandsbaus. Im Ergebnis soll das Ganze gar nicht so teuer werden, sondern nur 1-2 € mehr pro Quadratmeter. Der Verband norddeutscher Wohnungsunternehmer geht allerdings von einer viel höheren Zahl, nämlich 5 – 6 Euro, aus. So ganz wird man es sowieso erst zum Schluss wissen, nämlich wenn abgerechnet wird. Wahrscheinlich wird es eine Summe dazwischen sein. Klar ist jedoch, dass es viel teurer wird. Auf dem Weg zur Klimaneutralität müssen wir alle mitnehmen. Deshalb erwarten wir vom Land dringend Förderprogramme anstatt neuer Regelungen, die die teuren Maßnahmen erzwingen sollen. 
Auch wenn die Landesregierung zur Vorstellung der Studie, diesbezüglich noch keine weiteren Zusagen machen konnte, so will ich für uns als SSW nochmal den Standpunkt klar machen, dass diese Aufgabe sonst kaum zu stemmen sein wird. Es braucht finanzielle Anreize, am besten so schnell wie möglich. Der derzeitige Knoten wird sich nicht von allein lösen. Wir brauchen mehr Wohnraum. Die Bevölkerungsprognosen für Schleswig-Holstein sehen stabil aus und wir brauchen jetzt dringend bezahlbaren Wohnraum und auch in den kommenden Jahrzehnten. Wenn wir als Politik jetzt nicht gegensteuern, dann verschärft sich die Situation immer weiter. Diese Herausforderung kann man derzeit ganz gut an der Infrastruktur ablesen. Eine weitere Sache, die neben den Förderprogrammen notwendig ist, ist eine Kommunikationsstrategie. Die Information und der Austausch zum Thema muss raus, raus aufs Land und in die Städte. Am besten, so niedrigschwellig wie möglich. Dass man die Kommunikation nicht unterschätzen sollte, hat die gesamte Republik im Zusammenhang mit dem Heizungsgesetz zu spüren bekommen. Das war nicht gut. Daher ist es dienlich, nun in Vorarbeit zu gehen. Und so verstehe ich die Machbarkeitsstudie auch. Sie will Möglichkeiten aufzeigen. Und genau diese, muss die Landesregierung deutlich machen. Entscheidend ist es, Mythen aufzuklären sowie Bedenken und Sorgen zu nehmen. Die bestehen leider nach wie vor. Wärmepumpen seien laut und jetzt muss plötzlich die neue Gasheizung raus. Nein, beides nein. Weder sind Wärmepumpen laut, noch geht es darum neue Heizungen rauszuschmeißen. Hier braucht es ein erhöhtes Maß an Informationsarbeit. Es wäre doch schön, wenn die Landesregierung ihrer Studie Nachdruck verleiht, in dem sie die passenden Förderprogramme sowie Informationsarbeit gleich mitliefert. In diesem Sinne, danke ich für die heutige Debatte und hoffe, dass schnell Förderprogramme aufgelegt werden, damit wir im Wohnungsbau mit der Klimawende richtig durchstarten können.  

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