Rede · Sybilla Nitsch · 24.11.2022 Wir wollen eine landesweit einheitliche Online-Praktikumsbörse

„Mit unserer Initiative wollen wir unsere Schülerinnen und Schüler, Studierenden, Freiwilligendienstleistenden, alle weiteren Interessierten und unsere regionalen Unternehmen mit wenigen Klicks auf einer zentralen Website zusammenbringen.“

Sybilla Nitsch TOP 26 - Eine landesweit einheitliche Online-Praktikumsbörse aufbauen (Drs. 20/353; 20/443)

Der Arbeitsmarkt befindet sich im Wandel. Aber anstatt nun nur das durchaus ernste Thema des Nachwuchs- und Fachkräftemangels zu sehen, wollen wir auch auf die Chancen schauen. Arbeitsmarkt und Arbeitskräfte müssen zusammenpassen. Es braucht daher pragmatische Initiativen, die schon frühzeitig im System ansetzen, um die „Fachkräfte von morgen“ rechtzeitig an ihre potenziellen Berufsmöglichkeiten heranzuführen, auf dass diese sich aktiv für ein bei uns benötigtes Berufsbild entscheiden und ihre weitere Ausbildung entsprechend vorausschauend planen können. 

Es gibt zahlreiche Wege in den Beruf. Und auf all diesen Wegen gibt es einen Baustein, den fast jeder im Laufe seines Lebens gemeistert hat: Das Praktikum. Zumindest war dies bis vor ca. drei Jahren so, bevor Corona ja alles durcheinandergebracht hat. Zeitweise waren Praktikumsmöglichkeiten leider komplett ausgesetzt, was vor allem für unsere Jugendlichen ein deutlicher Nachteil in Bezug auf ihre Berufsorientierung war; mal abgesehen von dem sozialen Meilenstein-Erlebnis. Aus diesen erfolgreichen Praktikanten „von heute“ werden bestenfalls die motivierten Azubis, Werkstudierenden und Fachkräfte „von morgen“. Und damit sind wir beim Thema unseres Antrages.

Zugegeben, es gibt bereits diverse Online-Plattformen; wahlweise für Praktika, für Jobs, für Ehrenämter. Aber diese bieten nur selten das niedrigschwellige „Praktikum bei dir um die Ecke“ an. Mit unserer Initiative wollen wir unsere Schüler:innen, Studierenden, Freiwilligendienstleistenden, alle weiteren Interessierten und unseren regionalen Unternehmen mit wenigen Klicks auf einer zentralen Website zusammenbringen. Ein erfolgreiches Praktikum in Schleswig-Holstein: einfach gemacht.

Dieser Initiative vorausgegangen war, dass ich das Projekt „Praktikum Westküste“ kennenlernen durfte. Diese Plattform ist regional bei uns entstanden und verankert, wird von engagierten regionalen Ansprechpartner:innen gemanagt und bietet einen vollumfänglichen Service, von wertvollen Tipps zum Bewerbungsschreiben bis hin zu einer 90-Minuten-Einheit „Praktikumsknigge“. Die Plattform läuft so gut, dass die Zahlen, die wir für den Antrag angefragt hatten, schon wieder veraltet sind – es sind schon längst wieder mehr geworden. Die Börse hat sich über weitere Kreise vernetzt, mit dem „Praktikum Rendsburg-Eckernförde“ und „Praktikum Hansebelt“; Schleswig-Flensburg und Flensburg sind auf dem Weg. Selbstredend umfasst das Netzwerk auch Wirtschaftsverbände, die IHK und viele weitere Akteure. 
Deshalb haben wir uns gedacht: Warum sollte von solch einer Plattform mit den bereits entsprechend angelegten Strukturen nicht ganz Schleswig-Holstein profitieren? ”Vi behøver ikke at opfinde den dybe tallerken to gange.”

Wenn es eine landesweit einheitliche Online-Praktikumsbörse gäbe, die unter der Schirmherrschaft des Landes stünde, über einen einprägsamen Homepage-Namen zu erreichen wäre und jedem Interessierten kostenlos ein passgenaues Angebot in jeder Ecke Schleswig-Holsteins anzeigen würde, dann wäre das eine win-win-Situation für alle Beteiligten. Die Schirmherrschaft des Landes müsste natürlich mit einer entsprechend längerfristig angelegten Finanzierungsverpflichtung einhergehen, aber das sollte es uns wert sein.

Besonders wichtig wären uns dabei die expliziten Filteroptionen nach inklusionsgerechten sowie nach mehrsprachigen Praktika. Gerade für Menschen mit Inklusionsbedarf wäre es eine große Hilfe, wenn sie wüssten: Da gibt es eine prominente Homepage, auf der ich mit nur wenigen Klicks alle Praktikumsplätze im Land angezeigt bekomme, die aktuell verfügbar und inklusionsgerecht sind. Darüber hinaus würden wir uns natürlich freuen, wenn diese Plattform mittelfristig auch in unserer Grenzregion intensiv genutzt würde, sodass sich der deutsch-dänische Ausbildungs- und Arbeitsmarkt zügig weiterentwickeln kann. 
Und auch mit einer Appfunktion sowie mit einer Vermarktung über die Sozialen Medien würde es uns noch besser gelingen, vor allem unsere jungen Menschen in ihrem Alltag abzuholen und ihnen dort Angebote zu machen, wo sie sie direkt sehen und nutzen können. Zudem wäre zu überlegen, eine Zusammenarbeit mit Institutionen wie dem SHIBB aufzubauen. Bei diesem Thema greifen Wirtschafts- und Bildungsbereich ja direkt ineinander und eine enge Verzahnung ist hier ja auch seit Jahren politisch gewollt.

Tatsache ist, dass wir uns zum Thema Nachwuchs-, Arbeits- und Fachkräftemangel etwas einfallen lassen müssen. Das Projekt „Praktikum Westküste“ läuft seit seinem Aufbau erfolgreich, die Erweiterung auf andere Kreise hat bereits stattgefunden und ist auch zukünftig weiter geplant und von daher wäre es eine günstige Gelegenheit, hier von Landesseite aus einzusteigen. Wir freuen uns auf die weiteren Beratungen zu unserem Antrag.

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