Rede · Lars Harms · 18.07.2024 Sport steigert die Lebensqualität
„Es gibt den Leistungsgedanken weiterhin, aber er ist pädagogisch klüger verpackt.“
Lars Harms zu TOP 26 - Wettkampfcharakter der Bundesjugendspiele auch an den Grundschulen (Drs. 20/ 2327)
Die „Zeit“ hat 2023 ihre Leserinnen und Leser zum Thema Bundesjugendspiele befragt und daraufhin 30 Kommentare veröffentlicht. Die Erlebnisse reichen von „Das war der beste Tag im Schuljahr“ bis hin zu „Es war für mich der Tag des legitimierten Mobbings.“ Weitere Medien berichten regelmäßig pünktlich zu den Sommerferien über die Bundesjugendspiele. Sie würden abgeschafft, es gehe nicht mehr um Leistung, es gäbe keinen Wettkampf mehr. Dass das nicht stimmt, merkt man relativ schnell, wenn man sich anschaut, was denn tatsächlich verändert worden ist.
Klar ist, dass irgendwie jeder von uns eine Meinung dazu hat und die allermeisten von uns eigene Erinnerungen an die Bundesjugendspiele haben. Das ist auch, wenn man mal in die Entstehungsgeschichte guckt, gar nicht weiter verwunderlich. Sie finden nämlich schon seit 1951 statt. Seit 1979 wurde ihre jährliche Durchführung durch einen Beschluss der Kultusministerkonferenz für die allgemeinbildenden Schulen und die Teilnahme daran für alle Schülerinnen und Schüler bis zur Jahrgangsstufe 10 verbindlich. Damit ist eigentlich auch selbsterklärend, dass bundesweit angelegte Wettbewerbe, die über Jahrzehnte organisiert stattfinden, bestenfalls regelmäßig überprüft, zeitgemäß angepasst oder systematisch reformiert werden. Genau das ist es auch, aus meiner Sicht, was mit den letzten Änderungen passiert ist, die zwar erst seit letztem Jahr konsequent umgesetzt, aber bereits seit 2001 empfohlen werden.
Und dabei möchte ich doch noch einmal darauf hinweisen, dass diese Reform nicht von irgendwelchen Privatpersonen getroffen wurden oder von Menschen, die mehr oder weniger gute Erinnerungen an die eigenen Bundesjugendspiele von vor 20, 30, 40 Jahren haben, sondern von Profis. Dem Ausschuss für die Bundesjugendspiele gehören Mitglieder der Kommission Sport der Kultusministerkonferenz, des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, aber vor allem eben auch des Deutschen Olympischen Sportbundes, des Deutschen Behindertensportverbands, des Deutschen Leichtathletik-Verbands, des Deutschen Schwimm-Verbands und des Deutschen Turner-Bundes an.
Ich muss nun sicherlich nicht mehr die gesamte Systematik darstellen, wichtig ist vor allem eines:
Es gibt die Bundesjugendspiele weiterhin für die erste bis zur zehnten Klasse. Es gibt weiterhin die drei Grundsportarten Leichtathletik, Schwimmen und Turnen. Es gibt weiterhin Bewertungen der erbrachten Leistungen. Und es gibt weiterhin die Sparten Wettbewerb, Wettkampf, Mehrkampf.
Der Wettbewerb umfasst einen alters- und entwicklungsgemäßen Vielseitigkeitswettbewerb in einer der drei Sportarten mit nicht-normierten Übungen, die vor Ort angepasst werden können. Der Wettkampf baut darauf auf, ist aber normiert. Die Neuerung, die medial wie politisch an der einen oder anderen Stelle etwas überdramatisiert diskutiert worden ist, ist die, dass fortan für die Klassenstufen 3-4 der Wettbewerb und nicht mehr der Wettkampf vorgeschrieben ist. Ich kann daran mit besten Willen nichts weiter dran erkennen als eine altersgemäße Anpassung. Es gibt ihn weiterhin, den Leistungsgedanken, er ist aber pädagogisch klüger verpackt. Er ist vor allem darauf angelegt, auf den eigenen Körper zu achten, herauszufinden wozu man als Kind fähig ist und vor allem eines dabei zu haben: Spaß. Das ist es, was nachhaltig motiviert.
Die individuelle Leistung aller Kinder anzuerkennen und in Gemeinschaft eigene Erfolge zu erleben dient natürlich einem Ziel. Ich möchte einmal aus einem Artikel des Deutschen Olympischen Sportbundes zitieren: „Beim Gemeinschaftserlebnis Bundesjugendspiele soll es vor allem darum gehen, sich zu bewegen, Freude zu haben und sein Bestes zu geben. Die Erfahrung der eigenen Leistung sowie die Selbsteinschätzung und das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten sind wichtige Lernschritte auf dem Weg einer persönlichkeitswirksamen Entwicklung.“ Es geht also nicht um ein „Ich muss unbedingt besser als die anderen sein.“, sondern darum, die eigenen Fähigkeiten kennenzulernen und dabei sein Bestes zu geben. Genauso wichtig sind aber Fairness, Respekt, Teamfähigkeit und das Erlernen sozialer Kompetenzen.
Besonders gut finden wir als SSW es, dass die Bundesjugendspiele dabei auch in Zusammenarbeit mit Sportvereinen durchgeführt oder in Sport- und Schulfeste eingebunden werden können und die erbrachten Leistungen sogar noch nebenbei für das Deutsche Sportabzeichen anerkannt werden können. Genau so können Kinder und Jugendliche an den Sport herangeführt und dafür anhaltend begeistert werden. „Kein Kind ohne Sport“, Sie kennen die initiative des Landessportverbandes. Darum muss es uns gehen. das wurde uns auch gerade erst wieder im Rahmen der Anhörung zur psychischen Gesundheit von Schülerinnen und Schülern mitgegeben. Kinder, die körperlich aktiv sind, entwickeln weniger depressive Symptome. Sport kann sich enorm steigernd auf die Lebensqualität auswirken. Und darum muss es uns schlussendlich doch vor allem gehen.