Rede · Jette Waldinger-Thiering · 21.11.2024 Gute Ernährung gehört zur Bildungsgerechtigkeit

„Damit Kinder und Jugendliche sich körperlich und kognitiv gesund entwickeln und in der Lage sind, die Bildungsangebote in Kindertagesstätte und Schule erfolgreich anzunehmen, müssen sie regelmäßige und ausgewogene Mahlzeiten bekommen.“

Jette Waldinger-Thiering zu TOP 41 - Kostenfreies Mittagessen für Kinder und Jugendliche in Kitas und Schulen (Drs.20/2646)

In dem Bericht zum kostenfreien Mittagessen für Kinder und Jugendliche in Kitas und Schulen wird mehrfach auf die positiven Effekte der gemeinsamen Mahlzeit in der Kita und Schule hingewiesen.
Unter anderem weist die Deutsche Gesellschaft für Ernährung darauf hin, dass eine gesundheitsfördernde und nachhaltige Verpflegung die körperliche und geistige Entwicklung der Kinder fördert. In der Empfehlung des Bürgerrates wird die Finanzierung der Mahlzeit als Investitionen in die Zukunft, als Investitionen in die Gesundheit und sogar als Schlüssel für gerechte Bildungschancen gesehen. Und das ist doch genau, was wir wollen- wir wollen Bildungsgerechtigkeit.
Damit Kinder und Jugendliche sich körperlich und kognitiv gesund entwickeln und in der Lage sind, die Bildungsangebote in Kindertagesstätte und Schule erfolgreich anzunehmen, müssen sie regelmäßige und ausgewogene Mahlzeiten bekommen. Wenn wir schon keine Lehrmittelfreiheit bieten können, dann sollte zumindest das grundlegende Ernährungsbedürfnis durch das kostenfreie Mittagessen abgedeckt werden und somit als Beitrag zur Bildungsgerechtigkeit dienen.
Auch wenn wir die Sozialstaffelung in den Kitas haben und den einkommensschwachen Familien das Bildungs- und Teilhabepaket zur Verfügung gestellt wird - bedeutet das wirklich, dass wir alle Kinder und Jugendliche abgedeckt haben?

Dem Bericht ist zu entnehmen, dass die Bildungs- und Teilhabe-Mittel je nach Region entweder beim Jobcenter, beim Sozialamt, bei der Leistungsbehörde für Asylbewerber oder bei der Wohngeldstelle zu beantragen sind. Sogar Familien ohne Transferleistungen dürfen BUT- Mittel beantragen.
Wissen die Familien das wirklich? Wenn sie gut vernetzt sind - vielleicht. Aber ich wette, auch, hier fallen einige durchs Raster. Vielleicht weniger in den Kitas aber bestimmt an den Schulen, wo man sein Kind freiwillig zum Essen anmeldet. 3-5 Euro am Tag ist auch für Familien mit einem Durchschnittseinkommen mit ein oder mehreren Kindern ein Haufen Geld. Auf der anderen Seite würde ein kostenfreies Mittagessen alle Familien entlasten. Denn wenn Eltern nach einem Voll- oder Teilzeitarbeitstag ihre Kinder am Nachmittag in der Kindertagesstätte oder Schulbetreuung abholen, dann vielleicht noch mit den Kindern zum Sport oder Klavier gehen oder einfach nur noch einkaufen müssen, dann ist es Abend, bevor die Familie nach Hause kommt. Alle sind müde und erschöpft und wollen nur noch schnell was essen, bevor es ins Bett geht. Dann noch eine frische und ausgewogene Mahlzeit auf den Tisch zu bringen ist eine echte Herausforderung für alle. Wenn man aber weiß, das Kind hat sein Obst aus der Brotdose und dann warm und gesund am Mittag gegessen, dann reicht abends ein Käsebrot mit ein paar Gemüsesticks. Im Koalitionsvertrag setzt man sich für eine gesunde, ausgewogene und regionale Mittagsverpflegung in Kitas ein. Das sollte auch für die Mittagsverpflegung an Schulen gelten.
Und dann müssen wir eine Lösung finden, dass alle Kinder und Jugendlichen davon profitieren, egal welche sozioökonomische Herkunft sie haben. Der Bürgerrat empfiehlt eine Finanzierung über Bundesmittel mit einer Kofinanzierung des Landes. Ein guter und pragmatischer Vorschlag dazu ist, dass man die Mittel für eine geplante Kindergelderhöhung für die Finanzierung des der kostenfreien Mahlzeit nutzt. So würden die Mittel auch ohne große Bürokratie für das Wohl der Kinder eingesetzt werden.

 

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