Rede · Jette Waldinger-Thiering · 18.06.2021 Rede zu Protokoll gegeben Anerkennung von Doppelabschlüssen sind wichtig für unser Grenzland
„Erasmus+, das Europäische Solidaritätskorps, die Jugendgarantie, die Anerkennung von Doppelabschlüssen – unsere europäische Jugend verdient es, dass wir das EU-Jugendstrategie-Motto ‚Beteiligen - Begegnen – Befähigen‘ bestmöglich unterstützen und umsetzen.“
Jette Waldinger-Thiering zu TOP 43 - Europäische Jugendpolitik weiter unterstützen (Drs. 19/2973(neu))
Das Thema „Jugendpolitik“ gehört immer wieder prominent auf die Tagesordnung gesetzt. Unsere Jugendlichen und jungen Erwachsenen haben in dieser Pandemie einen sehr hohen Preis gezahlt. Wir hören, dass sie vermehrt an Depressionen leiden, dass sie ihre Arbeitsplätze verloren haben oder dass sie keinen geregelten Zugang mehr zu Bildung haben. Es ist daher folgerichtig, dass die EU ihre Jugendstrategie anpasst und ihre Jugendprogramme wie Erasmus+, das Europäische Solidaritätskorps und auch die Jugendgarantie massiv aufstockt.
Mit dem Thema und den entsprechenden Anträgen haben wir uns ja ausführlich in mehreren Ausschusssitzungen beschäftigt. Der nun finalisierte Beschlussvorschlag listet viele wichtige Punkte auf, die der SSW gut mittragen kann.
Insbesondere Erasmus+ liegt mir besonders am Herzen. Dazu hat der SSW ja auch eigenständige Anträge eingebracht und ich freue mich, wenn wir hieraus doch noch eine interfraktionelle Initiative formuliert bekommen und so ein starkes Signal senden können.
Trotz Pandemie, trotz all der Einschränkungen war und ist das Interesse an den Austauschprogrammen im Rahmen von Erasmus+ ungebrochen. Das ist großartig und das Programm wächst hoffentlich immer weiter. Mit den neuen EU-Leitthemen, zu denen u.a. die soziale Teilhabe und Chancengleichheit, Digitalisierung und Nachhaltigkeit zählen, werden noch mehr junge Menschen angesprochen und ermutigt, dieses Abenteuer zu wagen und den europäischen Geist zu leben und dadurch zu stärken. Gelebter Alltag ist dies ja auch schon an unseren 47 Europaschulen im Land. Es ist absolut richtig, die finanzielle Unterstützung hier kontinuierlich aufzustocken und wir hoffen, dass auch die „Familie der Europaschulen“ kontinuierlich wachsen mag.
Insgesamt müssen wir all die Mobilitäts- und Mitbestimmungsmaßnahmen, die kulturellen und beruflichen Austausch wie auch persönliche Weiterentwicklung und demokratische Teilhabe ermöglichen, möglichst bald und möglichst in Präsenz vor Ort wieder umfangreich hochfahren, sobald es die gesundheitliche Lage wieder zulässt. Denn über die Netzwerke, die dadurch entstehen, bauen sich die jungen Menschen ja nicht nur einen grenzüberschreitenden und interkulturellen Freundeskreis auf, sondern gleichzeitig auch berufliche Perspektiven.
Die europäische Jugendarbeit wieder anzukurbeln, wird in den kommenden Jahren eine der zentralen Aufgaben der EU. Es ist daher ein wichtiges Signal, dass der EU-Aufbaufonds „Next Generation EU“ nun startklar ist und die Finanzierung noch in diesem Monat anlaufen soll. In dem 750-Milliarden-Euro-Gesamtpaket sind ja beispielsweise 20 Milliarden Euro für die Beschäftigung von Jugendlichen und eine spezielle Jugendgarantie zur Gewährleistung einer angemessenen Unterstützung für junge Arbeitsuchende vorgesehen. Und auch bei uns sind die ESF- und Landesmittel im Landesprogramm Arbeit absolut sinnvoll investiert.
Ein weiterer wichtiger Punkt in diesem Zusammenhang, der immer noch ausbaufähig ist, ist die Anerkennung von Doppelabschlüssen im Ausbildungs- wie Studienbereich. Hierfür setzt sich der SSW ja auch schon seit Langem ein, gerade auch in Hinblick auf grenzüberschreitende Arbeitsmöglichkeiten in unserem Grenzland. Ich denke hier beispielsweise an das tolle Projekt STaRForCE, das ja deutschen und dänischen Interessierten eine Ausbildung in den Bereichen Handel, Transport, Industrie, Gastronomie oder IT im jeweiligen Nachbarland ermöglicht. Am Ende steht dann ein deutsch-dänischer Doppelabschluss zu Buche und die Ausgelernten können dann in der Grenzregion flexibel beruflich Fuß fassen. Und auch im Hochschulbereich gibt es ja Doppelabschlüsse, beispielsweise an der Europa-Universität Flensburg in Kooperation mit der Syddansk Universitet. Solche Programme sind für alle Beteiligten großartig und müssen weiter beworben und ausgebaut werden.
Die Corona-Pandemie hat einiges an Vorplanungen durcheinandergewirbelt, aber die Interessen und berechtigten Anliegen junger Menschen dürfen dadurch nicht unter den Tisch fallen. Die am 26.11.2018 beschlossene EU-Jugendstrategie für den Zeitraum 2019-2027 steht unter dem Motto „Beteiligen - Begegnen - Befähigen: Eine Strategie für junge Menschen in Europa“ – und unsere europäische Jugend verdient es, dass wir dieses Motto bestmöglich unterstützen und umsetzen.