Press release · Jette Waldinger-Thiering · 05.10.2020 Volkshochschulen brauchen unsere stärkere Unterstützung
Zum aktuellen Antrag des SSW zur Stärkung der Volkshochschulen im Land sagt die weiterbildungspolitische Sprecherin Jette Waldinger-Thiering:
Ob man seine Sprachkenntnisse verbessern, das Abitur nachholen oder Stricken lernen will - die Volkshochschule hat nicht nur hier die passenden Angebote, sondern bietet noch Vieles mehr. Sie ist die klassische Institution, um Neues zu lernen. Durch Alphabetisierungs- und Grundbildungsangebote verbessert sie die Teilhabechancen von bildungsbenachteiligten Erwachsenen und gibt damit vielen Menschen die Chance auf eine bessere Zukunft. Auch und gerade unter Pandemiebedingungen, in denen vieles in kürzester Zeit auf Online-Kurse umgestellt wurde.
Doch auch für unsere Gesellschaft als Ganzes leisten Volkshochschulen einen immens wichtigen Beitrag. Mit ihrer Umsetzung der Sprachförderprogramme des Landes, der Integrations- und Erstorientierungskurse des Bundes sowie durch berufsorientierte Deutschkurse bilden sie so etwas wie das Rückgrat der Integration. Noch dazu sind sie mit ihren Angeboten des betrieblichen Gesundheitsmanagements und ihrem Engagement im Ganztagsangebot an Schulen wichtige Dienstleister der Kommunen und Kreise. Und im ländlichen Raum sind sie zudem eine der wenigen verbliebenen Begegnungsstätten für Bürgerinnen und Bürger.
Ich ziehe meinen Hut vor der Leistung der vielen Haupt- und Ehrenamtlichen in diesem Bereich und muss ganz klar sagen: Es gibt Gründe genug, diese knapp 100 Jahre alte Institution verlässlich zu unterstützen. Doch die Förderung durch Kommunen, Bund und nicht zuletzt das Land ist leider nicht wirklich tragfähig. Schleswig-Holstein gibt für seine Volkshochschulen 92 Cent pro Jahr und EinwohnerIn aus. Der Durchschnitt aller Bundesländer liegt bei 2,21 Euro. Gespräche mit den hier Tätigen zeigen daher immer wieder, dass die Mittel nicht auskömmlich sind. Beim jetzigen Stand können die Volkshochschulen ihren vielfältigen Aufgaben damit nicht dauerhaft nachkommen. Schon gar nicht in dünn besiedelten Regionen, die aus unserer Sicht aber genauso ein Recht auf eine Grundversorgung mit Weiterbildung haben, wie Ballungsgebiete.
Vor diesem Hintergrund wollen wir nicht nur eine erhöhte Förderung der Volkshochschulen erreichen, sondern wir fordern auch, dass die Zuständigkeiten klarer verfasst werden. Denn auch hier gibt es Änderungsbedarf. Das Wirtschaftsministerium ist zwar für die Weiterbildungspolitik zuständig, die Förderung der Volkshochschulen läuft aber über das Bildungsministerium. Das ist nicht zielführend. Reformvorschläge hierzu liegen lange auf dem Tisch. Auch die Gesprächsbereitschaft der Volkshochschulen ist klar kommuniziert. Wir fordern die Landesregierung bzw. ihre zuständigen Ressorts auf, sich mit der kommunalen Familie und dem Verband der Volkshochschulen zusammenzusetzen und eine Reform auf den Weg zu bringen, die die wertvolle Arbeit unserer Volkshochschulen langfristig sichert.