Speech · Christian Dirschauer · 30.01.2025 Verbot der Wildmuschelfischerei in der Flensburger Förde

„Diese Art der Fischerei stellt einen erheblichen Eingriff dar, denn es bleibt nichts anderes übrig als aufgerissener Boden und der Lebensraum der Muschelbänke ist zerstört. Die Küstenfischer an der Flensburger Förde gehören zu denen, die am meisten unter der Wildmuschelfischerei in der Förde leiden. Jedes Mal, wenn Wildmuschelfischer mit Schleppnetzen unterwegs waren, gab und gibt es über einen langen Zeitraum kaum Fische mehr in der Förde.“

Christian Dirschauer zu TOP 23 - Verbot der Wildmuschelfischerei in der Flensburger Förde (Drs. 20/2826)

Der Flensburger Förde geht es nicht gut. Das wissen wir eigentlich seit Jahrzehnten, aber Ende der letzten Legislatur wurde uns dies nochmal „schwarz auf weiß“ bestätigt. Nämlich im Bericht zum Umweltzustand der Flensburger Förde, der vom SSW angestoßen wurde. Eutrophierung, Munitionsaltlasten und Plastikmüll wurden dort als Herausforderungen konstatiert. Und auch die Wildmuschelfischerei und die wichtige ökologische Bedeutung von Miesmuschelbänken wurde beleuchtet. Denn diese sind wertvolle Lebensräume, die wichtige ökologische Funktionen innehaben. Sie sind Rückzughabitat von Tier- und Pflanzenarten und weisen eine hohe Artenvielfalt auf. Sie sind Nahrungsgebiet und Laichplatz für Fische und Lebensraum unterschiedlichster Bodentiere. Zudem haben Miesmuscheln eine weitere wichtige Funktion, indem sie das Gewässer von Nährstoffen filtern. Somit haben Miesmuschelbänke mit all ihren Funktionen einen unschätzbaren ökologischen Wert für ein Gewässer, das es zu schützen gilt. Denn wir brauchen sie dringend. 
Denn, wer einmal Bilder des Meeresgrundes gesehen hat, nachdem Muschelkutter mit ihren schweren grundberührenden Fanggeräten die Muschelbänke abgefischt haben, stellt fest, dass danach nur noch eine Mondlandschaft übrigbleibt. Das wird besonders deutlich an den Aufnahmen des Unterwasser Teams in Flensburg, das seit Jahren dokumentiert, was am Meeresboden geschieht. Damit ist klar, diese Art der Fischerei stellt einen erheblichen Eingriff dar, denn es bleibt nichts anderes übrig als aufgerissener Boden und der Lebensraum der Muschelbänke ist zerstört. Die Küstenfischer an der Flensburger Förde gehören zu denen, die am meisten unter der Wildmuschelfischerei in der Förde leiden. Jedes Mal, wenn Wildmuschelfischer mit Schleppnetzen unterwegs waren, gab und gibt es über einen langen Zeitraum kaum Fische mehr in der Förde. 
Bereits Ende 2018 hat die Untere Naturschutzbehörde der Stadt Flensburg einen Antrag auf Genehmigung der Muschelfischerei für ihren Teil der Förde abgelehnt. Wir als SSW haben seinerzeit die Entscheidung sehr begrüßt und unterstützt. In Folge dieser Ablehnung, hat der Antragsteller im weiteren Verlauf seinerzeit auf die Wildmuschelfischerei im Gebiet der Schleswig-Flensburger Förde verzichtet. Hier muss ich wirklich sagen, dass die Stadt Flensburg hier großartiges im Sinne des Naturschutzes geleistet hat. 
Im Vorfeld des Entschlusses haben sich die entsprechenden Naturschutzverbände hinsichtlich des Genehmigungsantrages entsprechend kritisch und ablehnend geäußert. Aber, und das möchte ich hier auch ganz deutlich sagen, auch der ortsansässige Flensburger Fischereiverein hat sich deutlich gegen die Wildmuschelfischerei ausgesprochen. Wir haben hier also die traditionelle, lokale Küstenfischerei auf unserer Seite.  
Ganz aktuell gibt es eine Resolution der Stadt Flensburg, die in der nächsten Woche beschlossen wird, worin die Landesregierung aufgefordert wird, die Wildmuschelfischerei mit Schleppnetzen im deutschen Teil der Flensburger Förde zu verbieten und sich damit den aktuellen Schutzbemühungen der dänischen Nachbarn anzuschließen. Denn seit Sommer 2023 gibt es einen interfraktionellen Beschluss im dänischen Folketing zum Meeresschutz – Danmarks Havplan. Dort haben alle Fraktionen – die regierungstragenden sowie die Oppositionsparteien – eine ganzheitliche Planung verabschiedet, für das gesamte dänische Meeresgebiet. Unter Nummer 27 ist unter anderem aufgeführt; dass sich die Vertragsparteien darüber einig sind, die Fischerei mit Grundschleppnetzen im Vejle Fjord, im Kalø Vig und eben in der Flensburger Förde zu verbieten. Der dänische Fischereiminister hat mir mit Schreiben vom 17. Dezember mitgeteilt, dass die Konkretisierung des Verbotes der Wildmuschelfischerei nun im Rahmen der kurzfristig beginnenden Gespräche zur Zukunft der dänischen Erwerbsfischerei ausgestaltet wird. Deswegen bin ich sehr froh, dass auch wir hier heute ein klares, gemeinsames Signal senden und uns gemeinsam für ein Ende der Muschelfischerei in der Flensburger Förde einsetzen und dem Fischereiminister einen klaren Auftrag erteilen. Denn Wasser kennt in der Flensburger Förde keine Grenzen und Maßnahmen machen nur gemeinsam Sinn. Diese Einigkeit ist gut für den Natur- und Meeresschutz und sie ist gut für unsere lokale, handwerkliche Küstenfischerei. Und so, lieber Herr Minister, will ich meine Rede mit den Worten beenden, die mir der Vorsitzende des Flensburger Fischereivereins Uwe Lund, in seiner letzten Sprachnachricht an mich in dieser Sache mitgegeben hat und die ich gerne an Sie weitergebe: hau rein! Setz´ das durch!

 

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