Speech · 17.11.2010 Medienkompetenz in der Informationsgesellschaft
Die vorliegende Antwort der Landesregierung auf die Große Anfrage der SPD zur Medienkompetenz in der Informationsgesellschaft ist sehr ausführlich. Sie zeugt davon, dass sich die zuständigen Mitarbeiter bei der Beantwortung sehr viel Mühe gegeben haben. Sowohl die Definition von Medienkompetenz als auch die ausführliche Zusammenarbeit der verschiedenen Partner geben einen detaillierten Einblick in die Vermittlung von Medienkompetenz und die wichtigsten Akteure in diesem Bereich. Dafür möchte ich mich im Namen des SSW ganz herzlich bedanken.
Die Landesregierung sieht ihre Aufgabe innerhalb der Medienkompetenz in der Koordination der Medienkompetenzprojekte durch einen Lenkungsausschuss, der in diesem Jahr eingerichtet wurde. Die wichtigsten Akteure sind jedoch der Offene Kanal Schleswig- Holstein und jetzt neu die Medienanstalt Hamburg Schleswig-Holstein. Diese finanzieren sich hauptsächlich aus den Rundfunkgebühren.
Ein besonderes Augenmerk legen der Offene Kanal und die Medienanstalt auf Eltern und Lehrkräfte sowie Kinder und Jugendliche. Dahinter steckt die Idee, dass sowohl Lehrkräfte als auch Eltern in Sachen Medienkompetenz fit gemacht werden, um zu verstehen, was junge Menschen mit Medien machen und diese bei einem kritischen Umgang mit Medien zu unterstützen. Unter anderem geht es darum, dass viele junge Menschen beim alltäglichen Gebrauch von Medien den Datenschutz für sich nicht achten und beachten, Inhalte im Netz unkritisch einfach übernehmen und auch die Bedingungen der Nutzung zum Teil nur auf Verkauf und nicht als Information gedacht sind. Auch gibt es Inhalte, vor denen Jugendliche geschützt werden müssen.
Besonders der Offene Kanal Schleswig-Holstein trägt mit seiner Vernetzung und dem großen Angebot an Seminaren dazu bei,
•dass Lehrkräfte auf das Thema Medien im Unterricht vorbereitet werden,
•Eltern Einblicke in die Medienwelt ihrer Kinder erhalten und
•Erzieherinnen bereits mit Vorschulkindern das Thema Medien angehen.
Dabei geht es darum, über Generationen hinweg das Thema Medien zu gestalten und einen sicheren und reflektierten Umgang damit zu erlernen.
Gerade in der Medienpädagogik liegt eine große Verantwortung für den Erwerb von Medienkompetenz in unserer Informationsgesellschaft. Dabei erlebt die Medienpädagogik eine zunehmend wachsende Bedeutung bei einem gleichzeitig schwindenden Einflussbereich. So wird der Ruf nach Medienpädagogik im vorschulischen und schulischen Bereich immer lauter, obwohl es gerade an den Hochschulen deutschlandweit kaum noch Lehrstühle innerhalb der Pädagogik gibt, die sich explizit mit dem Thema Medien auseinandersetzen. Der SSW begrüßt daher, dass die Universität Flensburg hier eine Ausnahme bildet. Im Rahmen der vermittlungswissenschaftlichen Ausbildung gibt es einen fächerübergreifenden medienpädagogischen Schwerpunkt sowie das Modul „Medienkompetenz und Medienperformanz“ zu studieren. Weitere Module zur IT-Kompetenz runden das technische Verständnis im Bereich Medien ab. Gleichzeitig schwindet aber der Einflussbereich von Medienpädagogik aufgrund der Internationalisierung und einem zunehmend technologisierten Verständnis von Medienkompetenz. Mit anderen Worten: Es geht primär darum, innerhalb der vielfältigen Medienwelt nicht unterzugehen. Von einem bewussten, kritischen und reflektierten Umgang mit Medien wird nur noch am Rande gesprochen.
Aus Sicht des SSW müssen neben den vorschulischen, schulischen und Hochschul-Bereichen vor allem auch die Erwachsenen- und Weiterbildung Aufgaben in der Vermittlung von Medienkompetenz übernehmen. Es gibt zahlreiche Erwachsene – nicht nur ältere Menschen, sondern auch jüngere – die im Umgang mit Medien noch viel lernen können. Nicht nur Eltern und Lehrkräfte müssen darauf aufpassen, was die Kinder und Jugendlichen machen. Erwachsene müssen auch für diese Medienwelt gewappnet sein. Aus unserer Sicht muss deshalb dafür gesorgt werden, dass alle die gleichen Chancen zum Erwerb von Medienkompetenz erhalten. Insbesondere Bibliotheken können als gesellschaftliche Medienzentren einen wichtigen Beitrag dazu leisten, dass keine Gruppen ausgeschlossen werden – völlig unabhängig von ihrer finanziellen Situation oder ihrer Herkunft.