Article · 21.02.2020 Antwort zum Leitartikel ”Das Columbusei des Grenzlandes” von Niels-Ole Krogh in der Flensborg Avis vom 12.02.2020 Die Zukunft des Flensburger Hafens
Der Leitartikel über den Flensburger Hafen, verfasst von Niels-Ole Krogh, kann nicht unwidersprochen bleiben. Es einfach ist zu simpel dem Glauben zu verfallen, man könne statt im eigenen Flensburger Hafen allen anfallenden Frachtverkehr über Aabenraa/DK abwickeln. Sprich, Aabenraa wird der Hafen Flensburgs!
Tatsache ist, dass der Flensburger Hafen seit vielen Jahren einen Abwärtstrend zu verzeichnen hat. Die umgeschlagenen Frachtmengen sind gesunken und die Infrastruktur ist heruntergewirtschaftet und nicht mehr zeitgemäß. Dieses ist offenkundig das Resultat eines zielgerichteten „Plans“, der wohl leider seit Jahrzehnten in Politik und Verwaltung der Fördestadt verfolgt wird.
Während andere Städte in Norddeutschland sich ein professionelles Hafenmanagement zugelegt haben um Frachtrouten und maritime Unternehmen anzulocken, hat man bei uns in Flensburg nur mangelhaft und unwillig verwaltet. Nun soll der Gewerbehafen in Flensburg endlich den Todesstoß bekommen! Es soll abgewickelt werden um den Weg frei zu machen für hochtrabende Träume, denn große Teile der Flensburger Ratspolitik sind vor schneidigen Investoren und deren Plänen „förmlich auf die Knie gefallen“ und ganz berauscht von angeblichen Förderungsmöglichkeiten die über Flensburg herunterregnen könnten . . . ! Wenn man doch bloß endlich diesen lästigen Gewerbehafen loswerden könnte um dort schicke Wohnungen und Bürogebäude zu bauen. Solche Aussichten lassen manchen Ratspolitiker schnell unkritisch werden und die maritimen Kenntnisse in Politik und Verwaltung scheinen ohnehin recht begrenzt zu sein. Schlimmer geht immer! Und so fabuliert man lieber von „urbanen“ Wohngebieten am Hafen und sozialem Wohnungsbau, an dem die Investoren bestimmt ein nur sehr geringes Interesse haben.
Wenn dann alles fertig ist, wird es sicher sehr schick sein. Leider aber auch völlig tot! Von Hafenflair bestimmt keine Spur mehr. Denn Schiffe will man an solchen Orten am liebsten gar nicht mehr haben. Die könnten ja die Aussicht verschandeln, rostend dahindümpeln oder Geräusche machen. Die von weiten Teilen der Flensburger Ratspolitik angekündigte Verlegung des Gewerbehafens an die Westseite betrachte ich als reines Täuschungsmanöver. Dieses wird wohl niemals Realität werden und dahinter steht auch kein wirklicher Wille. Es ist nur ein Taktieren um die kritischen Stimmen zu besänftigen.
Traurig das es so weit kommen musste! Denn der Flensburger Hafen könnte eine strahlende Zukunft haben. Diese natürlich nicht als Gewerbehafen allein. Wenn man aber den Gütertransport über See weiterentwickeln würde und professionell vermarktet, könnte sowohl für den Umweltschutz und dem Tourismus etwas dabei herausspringen. Die Verkehrswende wird kommen, auch wenn die Autolobby immer noch auf die Bremse tritt. Und hierbei wird die Transportlogistik über See und die Schiene zwangsläufig eine neue Rolle bekommen. Eine Eisenbahnlinie am Hafen gibt es nach wie vor. Der Schienenstrang, wenn auch nicht mehr überall vorhanden, ist noch nicht entwidmet. Man kann die Trasse reaktivieren. Lieber aber möchten einige Ratspolitiker dort einen Radschnellweg aus der alten Bahntrasse machen. Der Gedanke ist zwar hübsch, leider ideologisch getrieben, sehr teuer und wird wohl kaum den erwünschten Effekt bringen.
Der Städtetourismus ist auf dem Vormarsch und hier hat Flensburg die große Chance Nutzen und Ertrag daraus zu ziehen. Und wenn Touristen eine Hafenstadt besuchen, was möchten sie dann sehen? Sicher nicht nur Museumsschiffe, „Plastik“-Yachten in großer Anzahl und schicke Bürogebäude. Wir brauchen einen lebendigen Hafen. Es muss nicht nur schick und geputzt sein. Wir brauchen Hafenflair mit Schiffen, Werft, Lagerhäusern, Bootsbauern, Yachten und einer guten Mischung aus allem was dazu gehört. Das Echte eben! Dieses wäre ein viel größerer, langfristiger Nutzen zum Wohle unserer Hafenstadt Flensburg. Eine Stadt wie die unsere, wo davon geträumt wird bald die magische Zahl von 100 000 Einwohnern zu erreichen und die Touristen anlocken will. Diese Stadt kann doch nicht einfach sagen: unser Hafen ist Aabenraa! Das ist ein Armutszeugnis ersten Ranges! Und so könnte man noch viele weitere Dinge in Flensburg abschaffen, die andere Städte dem Anschein nach viel besser können als wir.
Der SSW ist eine der wenigen politischen Kräfte, die sich immer schon für den Hafen eingesetzt haben und weiter positiv dafür kämpfen. Ich habe die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben, dass am Ende ein gesundes Maß an Vernunft in Politik und Verwaltung Einzug halten könnte!
Kay von Eitzen
Flensburg