Rede · Sybilla Nitsch · 25.09.2024 Chancengleichheit und Bildungsgerechtigkeit fördern

„Für uns steht die Chancengleichheit unter anderem durch Lehrmittelfreiheit im Vordergrund. Wir müssen an den wirklichen Stellschrauben im System drehen und auch entsprechend Ressourcen reinstecken. Denn daran führt kein Weg vorbei.“

Sybilla Nitsch zu TOP 15 - Aufdecken: wir wollen sehen! (Drs. 20/2461)

Der Titel des Antrags wirkt auf mich nicht unbedingt zielführend, sollte doch ein Titel wenigstens einen kleinen Hinweis zum Inhalt geben. Ebenso geht es mir mit der beantragten Studie. Vielmehr sollte es heißen- wo wollen wir hin?
Es mag sicher interessant sein, wie die Bewertung eines anonymisierten Korrekturverfahrens ausfallen wird. Aber was, wenn die Lehrkräfte die im Ansatz ähnlichen Abiturprüfungen doch ziemlich gleichwertig bewerten? Letztendlich wissen wir doch alle, dass unser Bildungssystem unter Druck steht. Die Baustellen im System sind vielfältig und beginnen bereits im Vorschulbereich der Kita, dass sich das Bild der angespannten Schulsituation jetzt auch in den Abiturnoten widerspiegelt, wundert mich nicht.
Das zeigen auch die aktuellen Zahlen zu den Mathematiknoten in den MSA-Prüfungen.
Aber man kann ja mal schauen, was in Thüringen anders läuft, beziehungsweise ähnlich läuft. Die Anzahl der Schulen ist ähnlich und bemerkenswert ist der Anteil an Gemeinschafts- und sogar Gesamtschulen. Ob längeres gemeinsames Lernen einen Unterschied macht?
Aber um einen signifikanten Unterschied im Bildungsbereich der beiden Bundesländer zu erkennen, müsste man viel tiefer in die Bildungssysteme eintauchen, als es die beantragte Studie ermöglicht.
Die Abiturnote besteht nur zu einem Drittel aus der Abiturprüfung, die anderen zwei Drittel setzen sich aus den Noten der Oberstufenleistung zusammen. Die Studie würde also eh nur ein Drittel der Abiturnote erfassen und das ist nicht unbedingt aussagekräftig.
Generell finde ich es auch viel wichtiger, dass wir das Geld statt in eine Studie direkt in unser Bildungssystem investieren. Was bringt es unseren Schülerinnen und Schülern, wenn sie wissen, wie sie im Vergleich zu Thüringen stehen?
Es wäre natürlich mehr als wünschenswert, dass man in der KMK dafür sorgt, dass die Anforderungen in den Abiturprüfungen und Bewertungen bzw. Notengebung zwischen den Bundesländern vergleichbar werden.
Und selbst wenn wir in Schleswig-Holstein eine strengere Bewertung haben als in anderen Bundesländern, dann heißt es doch, dass unsere Abiturienten mit guten Noten auch gut für ein Studium oder andere anspruchsvolle Fachberufe geeignet sind. Wir wollen doch fitte und lebenstüchtige junge Leute ins Leben schicken.
Was sind denn die eigentlichen Ursachen, dass unsere Schülerinnen und Schüler schlechtere Abiturnoten bekommen als Schülerinnen und Schüler in anderen Bundesländern?
Das Hauptziel soll doch sein, dass unsere Schülerinnen und Schüler gestärkt in eine Abiturprüfung gehen, gute Leistung erbringen können und gut auf ein Studium vorbereitet sind.
Dieses Ziel dürfen wir nicht aus den Augen verlieren, und stattdessen unsere Ressourcen auf nebensächlichen Baustellen verschwenden. Die Prioritäten der Maßnahmen, die diesem Ziel dienen, haben wir im SSW schon häufiger klar benannt. Für uns steht die Chancengleichheit unter anderem durch Lehrmittelfreiheit im Vordergrund. Wir müssen an den wirklichen Stellschrauben im System drehen und auch entsprechend Ressourcen reinstecken. Denn daran führt kein Weg vorbei. Wir müssen schon in den Vorschulbereich und in die Übergänge investieren, wir müssen Grundschulen ausreichend mit Lehrkräften und sozialen Fachpersonal ausstatten. Wenn wir für bessere Bedingungen in den Grundschulen sorgen, immerhin wird hier die Basis für die Leistung der Schülerinnen und Schüler auf den weiterführenden Schulen geschaffen, werden es die Schülerinnen und Schüler an den Gymnasien und Gemeinschaftsschulen leichter haben. Es wird immer viel über die Heterogenität der Schülerschaft gesprochen, dass die Verschiedenheit der Schülerinnen und Schüler, den Unterricht und die individuelle Förderung erschweren. Die Unterschiede entstehen durch die unterschiedlichsten Voraussetzungen, die die Schülerinnen und Schüler aus ihren Herkunftsfamilie mitbringen.
Deshalb wiederhole ich es noch einmal, wir müssen Chancengleichheit und Bildungsgerechtigkeit fördern. Hier müssen wir wirklich Geld in die Hand nehmen, damit jedes Kind durch gute materielle und personelle Ausstattung einen guten Start in das Schulsystem bekommt. Wir müssen der Überlastung der Kinder und Lehrkräfte mit allen Mitteln entgegenwirken, denn nur zufriedene Lehrkräfte und Schülerinnen und Schüler können gute Leistungen auch im Bundesvergleich erbringen.

 

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