Press release · Lars Harms · 29.05.2024 SSW-Landtagsfraktion auf Informationsreise bei den Lausitzer Sorben: Als Minderheiten können wir viel voneinander lernen
Gemeinsame Pressemitteilung von SSW (Südschleswigscher Wählerverband) und Domowina (Bund Lausitzer Sorben)
Minderheit meets Minderheit: Im Rahmen einer Fraktionsreise besucht die SSW-Landtagsgruppe vom 27. Bis 30. Mai die Lausitzer Sorben in Bautzen/Budyšin. Ziel ist der Austausch über minderheitenpolitische Themen, wie etwa der Erhalt kleiner und bedrohter Sprachen und die Herausforderungen, den Minderheitenschutz in politisch unruhigen Zeiten immer wieder zu verteidigen.
„Als nationale Minderheiten können wir viel voneinander lernen. Wir müssen uns vernetzen und austauschen, um gute Ideen mit nach Hause zu nehmen und dort umzusetzen. Dafür sind solche Reisen enorm wertvoll“, sagt Lars Harms, Fraktionsvorsitzender der SSW-Landtagsfraktion.
Das Programm beinhaltet Besuche im Sorbischen Museum, beim Sorbischen Schulverein, beim Dachverband der Domowina, im MDR-Studio Bautzen, beim medienpädagogischen Projekt LUCIJA, beim Sorbischen Institut, im Witaj-Sprachzentrum sowie in der Gedenkstätte Bautzen.
Was den Spracherhalt angeht, stehen die Sorben vor den gleichen Herausforderungen wie die friesische Volksgruppe in Schleswig-Holstein. Als vorbildliche Einrichtung konnte die SSW-Delegation im Rahmen der Reise das Witaj-Sprachzentrum (witaj = willkommen) kennenlernen. Hier entwickeln Pädagoginnen und Pädagogen sorbischsprachiges Unterrichtsmaterial, geben Zeitschriften heraus und begleiten die zweisprachige Erziehung und Bildung auf der Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse. Darüber hinaus trägt die langfristige Kampagne „Sorbisch? Na klar.“ (www.sorbisch-na-klar.de) des Sächsischen Staatsministeriums für Wissenschaft, Kultur und Tourismus, bei der Sorbisch mit einer groß angelegten Marketingaktion auf allen Kanälen präsentiert wird, Früchte. „Mit sichtbarer Zweisprachigkeit öffnen wir der Bevölkerung Augen und Ohren. Dies soll dazu beitragen die sorbische Sprache als selbstverständlichen Teil der Lausitz wahrzunehmen sowie den Zugang zum Erlernen unserer Sprache zu erleichtern“, sagt Dawid Statnik, Vorsitzender der Domowina. Auch die auffällige zweisprachige Beschilderung im Stadtbild sowie die tägliche Präsenz sorbischer Sendungen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk des MDR wie auch RBB trägt dazu bei.
Ein wichtiges Thema, für das sich SSW und Domowina stark machen, ist die Aufnahme des Minderheitenschutzes ins Grundgesetz. „Das Grundgesetz ist für uns unvollständig. Minderheiten brauchen einen besonderen Schutz und für uns ist es nach wie vor unverständlich, warum dieser nicht auch im Grundgesetz aufgenommen sein sollte“, so Lars Harms.
Die aktuellen Vorfälle mit rechtsextremen Parolen, Anfeindungen von Politikerinnen und Politikern im Europa-Wahlkampf wie auch zu den diesjährigen Kommunal- und Landtagswahlen in Brandenburg und Sachsen und jegliche Angriffe auf die Demokratie verurteilen SSW und Domowina aufs Schärfste. „Gemeinsam stehen wir für gelebte Vielfalt. Wir setzen uns ein für ein friedliches Zusammenleben verschiedener Kulturen und Sprachen, wie wir ihn zwischen Minderheit und Mehrheit sowie in den Grenzregionen tagtäglich praktizieren.“ Im Vorfeld der Wahlen appellieren sie an die Nutzung seiner Stimme für eine demokratische Zukunft.
Doch bei aller Freundschaft: Wenn in wenigen Wochen bei der Fußball-Europameisterschaft der autochthonen nationalen Minderheiten (Europeada) im deutsch-dänischen Grenzland das Team der Sorbinnen auf die Kickerinnen der dänischen und friesischen Minderheit trifft, ist es mit der Harmonie vorbei. Aber nur für 90 Minuten.
Hintergrund: Lausitzer Sorben
Die Sorben sind eine der vier in Deutschland lebenden anerkannten autochthonen, nationalen Minderheiten und Volksgruppen. Sie leben in Deutschland, und zwar in der Oberlausitz (Freistaat Sachsen) als Obersorben und der Niederlausitz (Land Brandenburg) als Niedersorben/Wenden. Etwa 60.000 Menschen gehören dieser Minderheit an.
Ihr Dachverband ist die Domowina – Bund Lausitzer Sorben. Er fungiert als Interessenvertreter des sorbischen Volkes und prägt die politische Geschichte und die öffentliche Wahrnehmung der Sorben seit dem Ersten Weltkrieg.